ASIEN/MYANMAR - Schweige-Streik erinnert an zweiten Jahrestag des Militärputsches

Mittwoch, 1 Februar 2023 putsch   bügerkrieg   gewalt  

Yangon (Fides) - In den Städten, Dörfern und auf dem Land von Myanmar herrscht heute eine gespenstische Stille. Große Teile der Zivilbevölkerung, Religionsgemeinschaften, Verbände, Unternehmen und einfache Bürger haben sich dem Schweige-Streik angeschlossen, zu der die demokratischen Kräfte Myanmars am zweiten Jahrestag des Militärputsches am 1. Februar 2021 eingeladen haben. Vor zwei Jahren ergriffen General Min Aung Hlaing und andere Mitglieder des "Staatsverwaltungsrats", wie die Militärjunta offiziell heißt, die Macht, nachdem sie ein demokratisch gewähltes Parlament gestürzt hatten, weil es bei der Wahl im November 2020 angeblich zu Unregelmäßigkeiten gekommen war.
Die Proteste des Volkes, die sich zu einer Bewegung des zivilen Ungehorsams und des massenhaften friedlichen Dissenses verdichteten, wurden unterdrückt und verwandelten sich allmählich in eine bewaffnete Opposition, aus der die "Volksverteidigungskräfte" hervorgingen, die in vielen Städten und Regionen gebildet wurden.
"Die Bedingungen im Land haben sich weiter verschlechtert und sind für unzählige unschuldige Menschen in Myanmar schrecklich geworden", prangerte auch Tom Andrews, UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar. "Die birmanische Armee begeht täglich Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, darunter sexuelle Gewalt, Folter, gezielte Angriffe auf Zivilisten und Mord", bekräftig er und berichtet, dass es mehr als 1,2 Millionen Binnenvertriebene gibt, die Opfer des Bürgerkriegs sind. Sie seien gezwungen, in den Wäldern Zuflucht zu suchen, da es ihnen an angemessenen Unterkünften, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung, humanitärer Hilfe, sozialen Diensten und Bildung fehle, bestätigen dazu auch Fides-Quellen in Myanmar. Nach Angaben der Verneinten nationen haben mindestens 70.000 birmanische Flüchtlinge das Land bereits verlassen.
Bei der militärischen Aktionen wurden fast 3.000 Menschen getötet, darunter auch pro-demokratische Demonstranten. Tausende Menschen werden bei Offensiven der Armee gegen ethnische Milizen getötet. Bei militärischen Angriffen wurden in den letzten zwei Jahren 265 Kinder getötet, 59 davon waren 9 Jahre alt oder jünger. Im Rahmen der Niederschlagung des Aufstands haben die birmanischen Streitkräfte in ganz Myanmar rund 50.000 Häuser niedergebrannt. Die Armeen der ethnischen Minderheiten der Rakhine, Chin, Kachin, Shan, Karenni und Karen haben sich zum Teil mit den Volksverteidigungskräften (People's Defence Forces) zusammengeschlossen.
Nach Angaben der Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener (Birma) sind immer noch 13.680 Menschen aus politischen Gründen inhaftiert. Unter den Gefangenen befinden sich führende Vertreter der abgesetzten "Nationalen Liga für Demokratie", die 1990, 2015 und 2020 Wahlen gewonnen hat. Die 77jährige ehemalige Staatsrätin Aung San Suu Kyi verbüßt derzeit eine 33-jährige Haftstrafe. Die Junta verhängte auch 143 Todesurteile: Unter den Hingerichteten befanden sich die Abgeordnete Zeya Thaw und der regimekritische Dichter Jimmy Ko, die der "Gefährdung der öffentlichen Ruhe" beschuldigt wurden.
"Internationale Instrumente wie die Haager Konvention fordern den Schutz von Gotteshäusern, Schulen und Krankenhäusern: Mit Schmerz und Sorge fragen wir: Warum werden diese heiligen Orte angegriffen und zerstört?", schreiben unterdessen die religiösen Führer des Landes in einer vor kurzem veröffentlichten gemeinsamen Botschaft, die Angriffe auf Kirchen und Klöster verurteilt und zur Beendigung der Feindseligkeiten und zum Frieden aufruft.
(PA) (Fides 1/2/2023)


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