AFRIKA/D.R. KONGO - Papst verzichtet auf Besuch in Goma: “Die Situation im Osten des Landes ist untragbar”

Dienstag, 31 Januar 2023 missionare   papst franziskus   bewaffnete gruppen   vertriebene  

Goma (Fides) - "Warum reist der Papst nicht in den Osten?“ Auf diese Frage antwortet der spanische Pater Luis Arcos von der Gesellschaft für Afrikamissionen, der seit 52 Jahren im Osten der Demokratischen Republik Kongo tätig ist: „Die Situation dort ist untragbar. Es besteht jederzeit die Gefahr, dass eine Bombe explodiert und unschuldige Menschen sterben". Im ursprünglichen Programm der später verschobenen Reise von Papst Franziskus in die Demokratische Republik Kongo und in den Südsudan, die eigentlich bereits im Juli 2022 stattfinden sollte, war ein Besuch in Goma vorgesehen, aber auf dem Programm der am heutigen 31. Januar beginnenden Reise ist der Besuch in der Hauptstadt von Nord-Kivu nicht mehr vorgesehen.
"Als die Vorbereitungen für seinen Besuch begannen", erklärt Pater Luis, "gab es bereits viele Probleme und mehrere Opfer der Anschläge, die durch die mehr als 100 verschiedenen bewaffneten Gruppen in der Provinz verursacht wurden. Und die Unsicherheit führt bei vielen zu Armut", betont Pater Luis und fasst die Situation mit diesem Bild zusammen: "Nach sechs Uhr abends kann man sein Haus nicht mehr verlassen; meine kongolesischen Mitbrüder können nicht zu ihren Eltern fahren, die 50 Kilometer von Goma entfernt sind“.
Man müsse bedenken, dass Goma eine überfüllte Stadt ist, weil die Menschen auf der Suche nach einem Mindestmaß an Sicherheit aus den Dörfern in Nord-Kivu dorthin gezogen sind. "Die Bevölkerung von Goma ist in 30 Jahren von 300.000 auf 1,5 Millionen Menschen angewachsen", berichtet der Missionar. "Sie kommen aus dem Landesinneren von Nord-Kivu nach Goma, weil es dort sicherer ist, aber es gibt auch Morde in der Umgebung. Der italienische Botschafter Luca Attanasio wurde 20 km von meinem Aufenthaltsort entfernt getötet", sagt Pater Luis. "Und in Goma treffen die Vertriebenen auch auf den immer noch aktiven Vulkan Nyiragongo, der vor zwei Jahren 3.000 Häuser verwüstet hat."
Wie alle Missionare, die im Osten der Demokratischen Republik Kongo tätig sind, betont Pater Luis, dass der Kern der dramatischen Lage in diesen Gebieten der Kampf um die Kontrolle und die Ausbeutung der immensen Bodenschätze dieser Region ist. Unter Bezugnahme auf die ADF (Allied Democratic Forces), die bewaffnete Gruppe ugandischen Ursprungs, die auch als Provinz des Islamischen Staates in Zentralafrika (ISCAP, siehe Fides 16/1/2023) bekannt ist, erklärt Pater Luis. "Der Islamismus ist seit einigen Jahren in aller Munde, aber vorher hat man nicht darüber gesprochen. Das Problem ist eher politischer und wirtschaftlicher als religiöser Natur, denn die Demokratische Republik Kongo verfügt über Coltan, ein Mineral, das für die Entwicklung der fortschrittlichsten Länder sehr wichtig ist. Es ist ein enormer Reichtum an Bodenschätzen, aber wer beutet ihn aus?"
P. Luis war während seiner 52-jährigen Missionstätigkeit in der Demokratischen Republik Kongo in vier verschiedenen kongolesischen Diözesen tätig und hat den tiefgreifenden Wandel der kongolesischen Kirche miterlebt. "Alle Bischöfe sind jetzt Kongolesen, es gibt keine weißen Bischöfe mehr. Auch gibt es immer weniger Europäer in der Gesellschaft der Afrikamissionare. Es gibt vielmehr immer mehr afrikanische Missionare, die die Mission fortsetzen." Vom Besuch von Papst Franziskus erwartet der Missionar "ein Wort der Hoffnung, und ich würde sagen, des Mutes, denn in dieser Situation in den Kongo zu kommen, war eine Geste des Mutes".
(L.M.) (Fides 31/1/2023)


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