Cochabamba (Fides) - Zum Abschluss der 60. Vollversammlung der Bischofskonferenz (vgl. Fides 14/11/2022) lancieren die Bischöfe Boliviens in ihrer Botschaft einen eindringlichen Appell: "Wir bitten im Namen Gottes um ein Ende der Feindseligkeiten zwischen unseren bolivianischen Brüdern und Schwestern und fordern diejenigen, die dazu berufen sind, auf, echte Räume des Dialogs, der Toleranz und der Versöhnung zu eröffnen, die die Brüderlichkeit zwischen allen wiederbeleben werden. Wir fordern auch Respekt und Garantien für diejenigen, die in Sachen Recht und Gesetz nicht mit den Vorstellungen unserer Regierenden übereinstimmen, damit sie nicht Opfer von Verfolgung und Rechtsmissbrauch werden. Wir fordern die Ordnungskräfte auf, nicht als Faktoren der Konfrontation und der Gewalt zu fungieren, sondern ihrem Auftrag entsprechend zu handeln und die Bevölkerung in ihrer Gesamtheit zu schützen". Dabei wenden sie sich an das ganze bolivianische Volk, "vor allem an diejenigen, die leiden, bedrängt sind und den Wunsch nach einem Leben in Würde, Gerechtigkeit, Frieden, Solidarität und Chancen für alle haben".
In der Botschaft erinnern die Bischöfe daran, dass das Evangelium uns "den Weg der Brüderlichkeit aufzeigt, der sich in der Suche nach dem Wohl aller und im Beitrag zum Aufbau unseres gemeinsamen Hauses verwirklicht". "Die Menschen leiden darunter, wenn ihre Behörden entscheidende Fragen verzögern, aufschieben und verunsichern", erklären sie weiter und betonen, dass "diejenigen, die uns regieren, dazu aufgerufen sind, die Rechte eines jeden Bürgers zu garantieren, mit einer Haltung des echten Zuhörens für ein friedliches Zusammenleben, des Dialogs, der Verantwortung und der Suche nach dem Gemeinwohl".
Die Bischöfe erinnern sodann an den Aufruf von Papst Franziskus in der Enzyklika "Fratelli tutti" zu einer "Kultur der Begegnung". Sie sind besorgt über die Situation, die das Land erlebt, "aufgrund von Meinungsverschiedenheiten und Konfrontationen, die durch exzessive Gewalt, die durch politische Ziele der Opposition motiviert ist, verschlimmert werden", was als Antwort eine Zunahme der Gewalt verursacht und den sozialen Zusammenhalt untergräbt. Als Seelsorgerinnen und Seelsorger rufen sie daher zur Förderung einer "Kultur der Begegnung" auf, die zur Verwirklichung der legitimen Erwartungen des Landes in einem Klima des friedlichen und gelassenen Zusammenlebens führt. "Das Wohl aller muss überwiegen, und nur wenn wir zusammenarbeiten, Schwierigkeiten und gegensätzliche Positionen überwinden, werden wir eine Zukunft für das Land sehen können", betonen sie in diesem Zusammenhang.
Im abschließenden Teil der Botschaft mahnen die Bischöfe die Hoffnung an, "die uns auf den Weg bringt und uns die Kraft gibt, vorwärts zu gehen, auch wenn die Hindernisse unüberwindbar erscheinen", und bitten die christlichen Gemeinschaften, "das Gebet und das Engagement für die Förderung der Kultur der Brüderlichkeit und der Achtung der Menschenrechte zu verstärken". "Möge das nahende Weihnachtsfest unseres Erlösers uns dazu bringen, neue und erneuerte Wege des Zuhörens, des Respekts und der Toleranz zu beschreiten, damit wir lernen, in Vergebung und Liebe zu leben, und damit unsere Fähigkeit, Menschen des Friedens zu werden, wächst".
Unterdessen befindet sich Bolivien seit dem 22. Oktober in einem unbefristeten Streik, der die Regierung dazu bewegen soll, die auf 2024 verschobene Volkszählung bereits im Jahr 2023 durchzuführen (vgl. Fides 28/10/2022; 4/11/2022; 14/11/2022).
(SL) (Fides 18/11/2022)