ASIEN/MALAYSIA - Bischof zur bevorstehenden Wahl: "Wählt auf der Grundlage eures Gewissens”

Freitag, 11 November 2022 bischöfe   wahlen   politik   menschenrechte  

Johor (Fides) - "Wenn wir korrupte Politiker wählen, werden wir zu Komplizen. Wir werden zu Komplizen des Bösen, wenn wir so tun, als wären wir blind, taub oder stumm gegenüber dem Bösen. Wir bitten deshalb vor allem alle jungen Menschen: Wählt auf der Grundlage eures Gewissens. Seid als Wähler stolz auf euren Beitrag", heißt es in einem Schreiben von Bischof Anthony Bernard Paul von Melaka-Johor im Vorfeld der malaysischen Parlamentswahlen, die in Malaysia am kommenden 19. November stattfinden.
"Wir sind aufgerufen, den Charakter Christi zu zeigen. Befreien wir uns von jeglicher Bosheit, von jeglichem Betrug, Heuchelei, Neid und Verleumdungen aller Art", so der Bischof in dem Schreiben, das in den Gemeinden der Diözese verbreitet wurde und Fides vorliegt. "Wir sind aufgerufen, alle Menschen mit Würde zu behandeln, allen gegenüber Respekt zu zeigen und Gott zu fürchten. Unabhängig von Hautfarbe oder Kultur, Herkunft oder politischer Überzeugung ist jeder Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen und verdient Ehre und Respekt", fährt der Bischof fort und ruft dazu auf, während des Wahlkampfs jegliche Polarisierung zu vermeiden.
"Wir sind aufgerufen, Gutes zu tun“, fügt er hinzu, „Während bei Wahlen die Rechte im Vordergrund stehen, ruft Gott seine Kinder auf, sich auf die Pflichten zu konzentrieren. Als Christen sind wir aufgerufen, Gutes zu tun, damit die Welt unsere guten Werke sieht und unseren himmlischen Vater verherrlicht, weil wir wissen, dass wir Gott Rechenschaft darüber ablegen werden müssen, wie wir auf dieser Erde gelebt haben. Wir sind berufen, Friedensstifter und Brückenbauer zu sein". Und schließlich erinnert der Bischof daran, dass "wir aufgerufen sind, unsere Hoffnung immer auf Christus und das Evangelium zu setzen".
Rund 21 Millionen malaysische Bürger sind aufgerufen, am 19. November die Mitglieder des Unterhauses („Dewan Rakyat") zu wählen, das insgesamt 222 Sitze hat. Für die Regierungsbildung, muss eine Koalition eine Mehrheit von 112 Sitzen erreichen. Beobachtern zufolge hat die nationalistische „United Malays National Organisation“ (UNMO) des derzeitigen Premierminister Ismail Sabri Yaakob gute Chancen auf den Wahlsieg, zumal die Opposition sehr zersplittert ist. Yaakob löste das Parlament am vergangenen 10. Oktober auf und rief vorgezogene Neuwahlen aus (eigentlich sollte die Wahl erst im Laufe des Jahres 2023 stattfinden), wobei er seine Absicht erklärte, "die jahrelange politische Ungewissheit zu beenden".
Die politische Krise begann allerdings bereits im Jahr 2020, als Mitglieder der „Malaysian United Indigenous Party“ der Regierungskoalition die Unterstützung entzogen, wodurch die Regierung des damaligen Premierministers Mahathir Mohamad ihre Mehrheit verlor. Die politische Instabilität setzte sich mit der Bildung von zwei neuen Regierungen fort, zuletzt im August 2021 mit einer neuen Regierung unter der Leitung von Ismail Sabri Yaakob, der nun eine vorgezogene Wahl veranlasst hat.
Zu Malaysia, einem föderal organisierten Staat, gehören auch die Bundesstaaten Sarawak und Sabah auf der Insel Borneo (der Rest der Insel gehört zu Indonesien bzw. dem kleinen Staat Brunei), wo auch die "Sarawak Association of Churches", ein ökumenisches Forum im gleichnamigen Bundesstaat, die Christen zu einer verantwortungsvollen Wahl der politischen Führungskräfte aufgerufen hat: "Der Herr vertraut uns die Verantwortung für die zivile Verwaltung an, damit wir uns für das Wohl aller einsetzen", schrieb das Forum unter dem Vorsitz von Erzbischof Simon Poh von Kuching. In der Botschaft werden die Bürger aufgefordert, für Kandidaten zu stimmen, die "fähig und kompetent, transparent, vertrauenswürdig, integer und gottesfürchtig sind und nach ihrem Gewissen das Richtige tun wollen". Die Christen bringen auch ihre Sorge um die Armen, die Schwächsten und Wehrlosesten zum Ausdruck und hoffen, dass in der Gesellschaft stets "ein Sinn für Gerechtigkeit und Gleichheit" herrschen wird, "der jeden religiösen Fundamentalismus ablehnt und die Harmonie schützt".
Von den rund 32 Millionen Einwohnern Malaysias sind 60 % Muslime, 20 % Buddhisten, 10 % Christen, 6,3 % Hindus und weitere einheimische Minderheiten.
(PA) (Fides 11/11/2022)


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