Singapur (Fides) - "Die katholische Kirche in Singapur und die 'Schwesterkirchen' von Malaysia und Brunei sind Zeugen und Verkünder des Evangeliums des Dialogs und des Friedens, einer Botschaft der Liebe und der Nähe zu allen Menschen in Asien", so der Erzbischof von Singapur, Kardinal William Goh, am Vorabend der Versammlung der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen (12.-30. Oktober). Die katholische Kirche auf dem Kontinent, so der Kardinal, sei dazu aufgerufen, Einheit und religiöse Harmonie zu fördern, wie auch Papst Franziskus anlässlich seines Besuchs in Kasachstan in Zentralasien (13.-15. September) betont.
"Singapur ist heute ein Symbol für religiöse Harmonie in der Welt: Hier arbeiten religiöse Führer und die Regierung Seite an Seite für das Wohl der Gesellschaft. Wir setzen uns für die Förderung von Frieden und Einheit in Singapur wie auch im übrigen Asien ein und fördern den Dialog zwischen den verschiedenen Religionen. Als Nachfolger Christi sind wir alle aufgerufen, uns für das Gemeinwohl der Gesellschaft und der gesamten Menschheit einzusetzen", sagte der Kardinal, der nach seiner Reise in den Vatikan, wo er am 27. August von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt wurde, in den Stadtstaat zurückkehrte.
In einem Schreiben, das Fides vorliegt, erinnert der Kardinal an vier Kernpunkte seiner pastoralen Vision: die Verkündigung Christi in Asien; die Nähe zu den Ärmsten und Marginalisierten; das Beschreiten neuer Wege des interreligiösen Dialogs für die menschliche Geschwisterlichkeit; das gemeinsame Handeln zum Schutz der Schöpfung und des Klimas.
Der erste Aspekt, den er hervorhebt, ist "die der Auftrag der Evangelisierung der katholischen Kirche in Asien, die dazu aufgerufen ist, Christus in den Mittelpunkt zu stellen, da es Christus selbst ist, der seine Mission erfüllt". Eine weitere Priorität sei es, "die Ausgegrenzten zu unterstützen und die Armen und Schwachen aufzunehmen". „Wenn die Gesellschaft nicht wirklich integrativ ist, werden wir keine großen Fortschritte auf dem Weg zum Gemeinwohl machen können", fügt er hinzu.
Entscheidend auf dem asiatischen Kontinent, so der Kardinal im dritten Punkt, sei "die Verpflichtung aller Katholiken in Singapur und Asien, Liebe und Einheit durch interreligiösen Dialog und den Aufbau einer friedlichen Gesellschaft zu fördern".
In diesem Rahmen werde die Erzdiözese Singapur ein spezielles Forschungsinstitut einrichten, um Methoden zur Förderung der Freundschaft mit anderen Religionsführern zu untersuchen und diese dann mit den Bischöfen des asiatischen Kontinents zu teilen, die auf Singapur als Modell für einen fruchtbaren Pluralismus blicken.
Schließlich seien integrale Ökologie und die Bewahrung der Schöpfung wichtige Themen für die Zukunft Asiens, eines von Umwelt- und Naturkatastrophen gezeichneten Kontinents, in dem die Christgläubigen, auch auf der Grundlage der Enzyklika "Laudato si'", eine größere Sensibilität für Umweltfragen und eine Kultur der "Sorge um das gemeinsame Haus" fördern.
Auf der kürzlich in Singapur von der "S. Rajaratnam School of International Studies" und der "Nanyang Technological University" veranstalteten "International Conference of Cohesive Societies" (ICCS), so Kardinal Goh, habe auf Einladung der Kirche von Singapur auch der Staatssekretär im Vatikan, Kardinal Pietro Parolin, gesprochen und sich mit dem Thema "Solidarität als heilige Pilgerreise zur Erreichung des Gemeinwohls für alle" befasst. Er wünsche sich "einen gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Ländern Asiens, damit Gesellschaften reich an Menschlichkeit sind und sich um die Bedürftigen kümmern, wobei sich alle konstruktiv und kooperativ zum Wohle aller engagieren", so Kardinal Parolin, der in diesem Zusammenhang auch sagte, dass "die Christen aufgerufen sind, Solidarität zu üben, weil Gott sich ihnen als ein Gott der Solidarität offenbart hat".
An einem Danksagungsgottesdienst, den Kardinal Goh in der St. Joseph's Church in Bukit Timah vor über 3.500 Gläubigen aus allen 32 Pfarreien Singapurs feierte, nahm auch Premierminister Lee teil, der den Kardinal beglückwünschte und seinen Wunsch zum Ausdruck brachte, "mit den religiösen Führern in unserer multireligiösen Landschaft zusammenzuarbeiten, um stets Einheit und Harmonie im Land zu wahren".
Unter den anderen anwesenden Religionsführern erklärten der Präsident der „Interfaith Organisation of Singapore“, Rev. Terry Kee, Pastor der lutherischen Kirche, und der Präsident der „Jain Religious Society of Singapore“, Parresh Timbadia, dass sie sich gemeinsam für die interreligiöse Harmonie im Land einsetzen.
Singapur mit seinen rund 5,7 Millionen Einwohnern ist ein multireligiöser und multiethnischer Stadtstaat. Die meisten Einwohner chinesischer Abstammung sind Buddhisten, während die Mehrheit der Malaysier Muslime sind. Die Christen machen etwa 15 % der Bevölkerung aus. Die Erzdiözese Singapur, die sich über die gesamte Insel erstreckt, hat 360.000 Katholiken, die sich auf 32 Pfarreien verteilen.
(PA-SD) (Fides 15/9/2022)