AFRIKA/ÄGYPTEN - Insgesamt 4.000 koptische Christen pilgern an Ostern nach Jerusalem

Mittwoch, 27 April 2022 ostkirchen   jerusalem   heilige stätten   ostern   wallfahrten   geopolitik  

CoptsUnited

Kairo (Fides) - Mehr als 4.000 ägyptische koptische Christen sind in diesem Jahr an Ostern nach Jerusalem und ins Heilige Land gepilgert, um an Orten, die mit dem Leiden, dem Tod und der Auferstehung Jesu verbunden sind, zu feiern. Diese Zahl, die vom Netzwerk der 27 Reiseveranstalter, die Pilgerreisen ins Heilige Land anbieten, vorgelegt wurde, ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass in den letzten zwei Jahren aufgrund der Pandemie Pilgerfahrten und Reisen nicht stattfinden konnten, während es in der Vergangenheit Verbote für ägyptische koptische Christen gab, die als eine Nebenwirkung des arabisch-israelischen Konflikts jahrzehntelang koptische Gläubige daran gehindert haben, die Heilige Stadt zu besuchen.
Die ägyptischen Reiseveranstalter sind dazu übergegangen, christliche Pilgerreisen nach genauen Vorschriften zu organisieren, die von den ägyptischen Behörden in der Absicht erlassen wurden, ein hohes Maß an Wachsamkeit gegenüber Maßnahmen zur Einschränkung Covid-19-Pandemie walten zu lassen. Reisen nach Jerusalem und anderen Orten im Heiligen Land - einschließlich der Städte Nazareth und Bethlehem - wurden von den ägyptischen Behörden nur für Pilger ab 40 Jahren genehmigt, die mindestens zwei Dosen des Corona-Impfstoffs erhalten hatten. Diese von den Gesundheitsbehörden auferlegten Beschränkungen und vor allem die allgemeine Wirtschaftskrise haben - nach Angaben von Copts United - verhindert, dass noch mehr koptischen Pilger in diesem Jahr in größerer Zahl ins Heilige Land reisen.
Bereits 2016 (vgl. Fides 26/4/2016) wurde deutlich, dass die früheren Verbote koptischer Pilgerreisen ins Heilige Land nicht mehr gerechtfertigt waren und von den Kopten nicht mehr als verbindlich empfunden wurden. In jenem Jahr stieg die Zahl der ägyptisch-koptischen Pilger, die nach Jerusalem kamen, um die Riten der Karwoche zu feiern, exponentiell an. Dieser spontane Zustrom koptischer Pilger in die Heilige Stadt stellte das Besuchsverbot infrage, das der damalige Patriarch Schenuda III. im Jahr 1979 über die Gläubigen verhängt hatte. In den Jahren, in denen sich der arabisch-israelische Konflikt zuspitzte, hatte der koptische Patriarch Schenuda III. (1923-2012) den Gläubigen seiner Kirche Pilgerfahrten in den jüdischen Staat untersagt und seine Haltung auch nach der Normalisierung der Beziehungen zwischen Ägypten und Israel nicht geändert. Dieses Verbot wurde zwar nie formell aufgehoben, aber bereits 2014 hatte die Reise von etwa 90 koptischen Christen ins Heilige Land während der Karwoche mehrere Beobachter dazur veranlasst auf die Überholtheit der disziplinarischen Bestimmung gegen Pilgerreisen im Kontext der bestehenden Beziehungen zwischen den beiden Nachbarstaaten zu unterstreichen.
Dass die in der Vergangenheit von koptischen Bischöfen erlassenen Vorschriften, die im historischen Kontext des arabisch-israelischen Konflikts ihren Gläubigen die Weisung erteilt hatten, die Heilige Stadt nicht zu besuchen, heute hinfällig und von der Geschichte überholt seien hatte Patriarch Tawadros II. auch in einem am 7. Januar anlässlich des koptischen Weihnachtsfestes ausgestrahlten Fernsehinterview, betont mit der klaren Absicht, Zweifel zu beseitigen, die viele koptische Christen nach wie vor von einer Pilgerreise nach Jerusalem abhalten. Der koptische Patriarch erinnerte auch die wiederholten Einladungen nach Jerusalem, die der palästinensische Präsident Abu Mazen bei seinen offiziellen Besuchen in Ägypten an Ägypter ausgesprochen hat.
(GV) (Fides 27/4/2022)


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