AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Humanitärerer Waffenstillstand in Tigray gefährdet: “Massen von Menschen werden absichtlich ausgehungert“

Mittwoch, 20 April 2022

Addis Abeba (Fides) - Hunderttausende Einwohner der Konfliktregion Tigray sterben an Hunger. Der humanitäre Waffenstillstand, der am 24. März begann, steht bereits auf der Kippe. Die Regierung hat bisher nur einen Hilfskonvoi nach Tigray einreisen lassen, den ersten seit Mitte Dezember 2021, und verweigert die weitere Erlaubnis, bis sich die Volksfront für die Befreiung von Tigray (Tplf) ihren Rückzug erklärt. Die Tplf fordert unterdessen, dass die Hilfe ungehindert fließt, bevor sie sich ganz zurückzieht und fordert gleichsam den Rückzug der Amhara-Truppen aus West-Tigray. "Ohne einen Durchbruch zur Lockerung der Blockade wird das Gespenst der ethnischen Säuberung von einem ebenso grotesken Missbrauch begleitet werden: dem vorsätzlichen Ausungern von Massen“, heißt esi in einem Bericht von Human Rights Watch und Amnesty International, die in einer am 6. April veröffentlichten gemeinsamen Untersuchung zu dem Schluss kommen, dass die Behörden in der Region Amhara seit Beginn des Krieges Hunderttausende von Einwohnern in den eroberten Gebieten systematisch getötet oder vertrieben haben.
"Die humanitäre Lage in Tigray verschlechtert sich weiter. Der Durchgang in den humanitären Korridoren, durch die die Vereinten Nationen, die Regierung oder andere Organisationen versuchen, Nahrungsmittel ins Land zu bringen, wird immer wieder blockiert und wir wissen nicht, von wem", sagt der Erzbischof von Addis Abeba, Kardinal Berhaneyesus Souraphiel. "Infolgedessen", so der Kardinal weiter, "nimmt das Leiden der Menschen zu. Als Äthiopische Katholische Bischofskonferenz haben wir Appelle an unser katholisches Netzwerk in der ganzen Welt gerichtet, insbesondere über Caritas Internationalis. Erst vor zwei Wochen haben wir um Spenden gebeten, um unserem Volk zu helfen, nicht nur in Tigray, sondern auch in den Nachbarregionen. Die Dürre (vgl. Fides 7/4/2022) hat sich aufgrund des Klimawandels verschlimmert. Die humanitäre Krise ist gewaltig und die Menschen brauchen dringend Hilfe".
Der Kardinal schloss seine Überlegungen mit dem Hinweis, dass Äthiopien nicht länger als ein Land des Konflikts oder des Krieges angesehen werden sollte. "Wir haben hier in Äthiopien viele Herausforderungen, aber ich glaube und vertraue auf die Gebete der Menschen, die seit Jahrhunderten vereint sind, die geheiratet und als Äthiopier gelebt haben. Wir hoffen, dass unsere Völker bald wieder vereint sein werden“.
(AP) (Fides 20/4/2022)


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