ASIEN/PAKISTAN - Vertreter der katholischen Kirche beklagen politisches Chaos

Dienstag, 5 April 2022 politik  

Karatschi (Fides) – „Die politische Situation im Land ist sehr besorgniserregend. Es tut mir sehr leid, sagen zu müssen, dass Politik heutzutage eine egoistische Art von Politik ist: Alle Politiker, einschließlich ihrer Parteien, konzentrieren sich nur auf das Wohl für sich selbst und die Anliegen der politischen Parteien, nicht auf das Wohl der Öffentlichkeit des Landes. Pakistan befindet sich derzeit in einer schweren Krise: Für Geld verkaufen die Mitglieder politischer Parteien ihre Loyalität, für sie zählt Geld mehr. Politiker ändern ihre politische Zugehörigkeit, indem sie sich für die Partei entscheiden, von der sie den größten persönlichen Nutzen ziehen“, heißt es in dem Kommentar Pater Mario Rodrigues, Priester der Erzdiözese Karatschi, in einem Kommentar zur Auflösung des Parlaments durch Premierminister Imran Khan die Versammlung am3. April 2022.
Pater Mario Rodrigues erklärt: „Politiker haben die Aufgabe, für den Aufbau der Gesellschaft zu arbeiten, nicht nur Straßen zu bauen, sie müssen daran arbeiten, die Armen zu unterstützen. Pakistan befindet sich in einer schlechten wirtschaftlichen Lage, die Abwertung der Währung nimmt zu, die Preise für Grundbedürfnisse steigen, viele Menschen kämpfen ums Überleben“.
Die politische Krise begann mit einem „Misstrauensantrag“ gegen Imran Khan, der am 7. März 2022 von den Oppositionsparteien vorgelegt wurde. Eine Abstimmung war für Sonntag, den 3. April 2022 geplant. Doch n diesem Tag erschien der Premierminister nicht Parlament. Ein Bundesminister erhob Einspruch gegen den „Misstrauensantrag“ und sagte, er verstoße gegen Artikel 5 der pakistanischen Verfassung, der „Staatstreue und Gehorsam gegenüber der Verfassung“ beinhalte.
Nach Anhörung des Ministers lehnte der Vizepräsident des Parlaments den Antrag ab. Der Premierminister wandte sich an die Nation und sagte, er werde den Präsidenten bitten, die Nationalversammlung aufzulösen und den Präsidenten aus dem Amt zu entlassen und unmittelbar nach der Auflösung der Nationalversammlung Wahlen innnerhalb von 90 Tagen anzuberaumen.
Mit einer Protestaktion beriefen die Oppositionsparteien mit einer Versammlung von 195 Abgeordneten eine eigene Sitzung im Parlament ein und wählten ihren eigenen Präsidenten. Der Präsident des Obersten Gerichtshofs nahm davon Kenntnis und versprach, die institutionelle Situation zu regeln.
Pater Bonnie Mendes erklärt dazu im Gespräch mit Fides: „Die politische Situation in Pakistan ist sehr traurig. Die Verfassung wird nicht eingehalten. Es herrscht politisches Chaos. In keiner Gesellschaft verhält man sich so und missachtet das Gesetz“. „Die Menschen sind sehr enttäuscht und über die schlechte Bewältigung der Situation. Imran Khans Anspruch, ein neues Pakistan aufzubauen, ist gescheitert“, beklagt er.
Der Anwalt und Leiter des Büros der Gemeinschaft Sant'Egidio in der Erzdiözese Karatschi, Tabassum Yousaf, erklärt: „Die Situation ist sehr ungewiss, die Intervention des Obersten Gerichtshofs legt nicht fest, wohin man das Land führen wird. Die politischen Verantwortlichen gehen mit schlechtem Beispiel voran, indem sie sich nicht an das Gesetz und die Landesverfassung halten“.
Ashiknaz Khokhar, ein Menschenrechtsaktivist aus Sahiwal, betont „Es ist eine beunruhigende Situation, wir befinden uns aufgrund eines Machtkampfes in einem Zustand der Verwirrung, aber auf diese Weise wird das Ansehen des Landes beeinträchtigt.“ Und er fügt hinzu: „Lasst uns für das Wohl Pakistans beten“.
(AG-PA) (Fides 5/4/2022)


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