Jakarta (Fides) - Eine von der Zivilgesellschaft ins Leben gerufene Kampagne zur Abschaffung der Todesstrafe wird von den Kirchen und christlichen Organisationen unterstützt. Mehrere Organisationen der indonesischen Zivilgesellschaft haben die Regierung aufgefordert, die Todesstrafe in Indonesien abzuschaffen, da es Beweise dafür gibt, dass diese Form der Strafe, „Menschen nicht davon abhalten kann, Verbrechen zu begehen". Außerdem besteht laut Menschenrechtsgruppen ein hohes Risiko einer fälschlichen Verurteilung, die sogar dazu führen kann, dass ein Unschuldiger sein Leben verliert. Trotz der Pandemie verhängt die indonesische Justiz weiterhin die Todesstrafen (hauptsächlich in Fällen von Drogenhandel), wobei die Beweise per "Telekonferenz" bewertet werden. Dies sei ein System, das die faire und gerechte Durchführung des Prozesses untergrabe, so die Organisationen. Nach Angaben der indonesischen Menschenrechtsorganisation "Imparsial" wurden zwischen März 2020 und September 2021 insgesamt 129 Gefangene zur Todesstrafe verurteilt. Derzeit befinden sich in Indonesien mehr als 350 Häftlinge in der Todeszelle, von denen etwa 60 Prozent verurteilte Drogendealer sind.
Die Zahl der von indonesischen Gerichten verhängten Todesurteile ist nach Angaben von Amnesty International Indonesien im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 46 % gestiegen. Tatsächlich wurden im Jahr 2020 insgesamt 117 Todesurteile verhängt, im Vergleich zu 80 im Jahr 2019. Dies dokumentiert der am 21. April von Amnesty Internationale veröffentlichten jüngsten Bericht zur Todesstrafe. Danach wurden 101 der 117 Todesurteile in Zusammenhang mit Drogendelikten verhängt, während die anderen 16 wegen Mordes erlassen wurden.
Zu dem Thema äußern auch Vertreter der christlichen Kirchen in Indonesien: Pfarrer Aegidius Eko Aldianto, Exekutivsekretär der Kommission für "Gerechtigkeit und Frieden" der indonesischen Bischofskonferenz, unterstreicht, dass "die katholische Kirche ihr Bedauern über die Zunahme der Verurteilungen zum Ausdruck bringt". Die indonesische katholische Kirche "hat immer auf die Achtung der Menschenwürde hingewiesen", bestätigt auch der Jesuitenpater Ignatius Ismartono SJ, Direktor "Sahabat Insan", einer indonesischen Jesuitenorganisation, die Wanderarbeitern und Opfern von Menschenhandel begleitet. "Ich habe gerade an einem Webinar zu diesem Thema teilgenommen, in dem die offizielle Lehre der Kirche zur Todesstrafe, die auf der absoluten Heiligkeit und Unantastbarkeit des menschlichen Lebens beruht, im Mittelpunkt stand. Für uns ist insbesondere der Fall der zum Tode verurteilten Wanderarbeitnehmer daher von größter Bedeutung".
Die Kampagne zur Abschaffung der Todesstrafe läuft schon seit Monaten. Bereits im Juni letzten Jahres ging aus einer Umfrage der Universität Oxford hervor, dass die Mehrheit der indonesischen Bevölkerung zwar die Todesstrafe befürwortet, die Zahl der Befürworter jedoch abnimmt, je mehr man darüber erfahre, was genau unter "Mord im Auftrag des Staates" zu verstehen ist.
Die Untersuchung der Universität Oxford, die 2019-20 in Zusammenarbeit mit der indonesischen "Universitas Indonesia" und der Anwaltskanzlei "LBH Masyarakat" durchgeführt wurde zeigt, dass die indonesische Bevölkerung im Allgemeinen nicht über die Todesstrafe informiert ist. Von den mehr als 1.500 Befragten sprachen sich zunächst 69 Prozent für die Beibehaltung der Todesstrafe aus; nur 2 Prozent hielten sich für "sehr gut informiert" und nur 4 Prozent gaben an, im Hinblick auf diese Frage "sehr besorgt" zu sein. Wie Frau Prof. Carolyn Hoyle von der Forschungsstelle für die Todesstrafe an der Universität Oxford erklärte, ist die Rolle der Kirchenvertreter von entscheidender Bedeutung: Fast 40 Prozent der Befürworter der Todesstrafe würden ihre Meinung ändern, wenn sich die führenden Vertreter der Kirche für die Abschaffung einsetzen würden.
Die letzten Hinrichtungen in Indonesien fanden im Juli 2016 statt, als vier verurteilte Drogenhändler, darunter auch ausländische Staatsangehörige, erschossen wurden. Das indonesische Strafgesetzbuch sieht die Todesstrafe für eine Reihe von Straftaten vor, darunter Mord, Terrorismus, illegaler Waffen- und Drogenhandel, Korruption, schwerer Raub, Verrat, Spionage und eine Reihe von militärischen Straftaten.
(EG-PA) (Fides 18/10/2021)