AFRIKA/NIGERIA - Friedensinitiative der Regierung für Anführern der Boko Haram: “Ein Schritt in die richtige Richtung“

Freitag, 15 Oktober 2021 boko haram   bewaffnete konflikte   gewalt   dschihadisten  

Maiduguri (Fides) – Im Rahmen einer so genannten geheimen Initiative namens "Sulh" (Arabisch für "Frieden oder Waffenstillstand") will die nigerianische Zentralregierung insbesondere die Anführer der islamistischen Boko Haram-Miliz, die seit Jahren in Nigeria und in einigen Nachbarländern aktiv ist, davon überzeugen den bewaffneten Kampf aufzugeben und auf Kosten der Regierung Wege der Wiedereingliederung in die Gesellschaft einzuschlagen. Wer das Angebot annimmt, soll in das Rehabilitationsprogramm aufgenommen werden, das nach einer anfänglichen Überprüfung der Aufrichtigkeit ehemalige Anführer der Miliz durch besondere Schulungen zur Legalität führen will. Am Ende des Schulungsprogramms sollen die ehemaligen aktive Kämpfer im Rahmen einer psycho-soziale Therapie betreut werden. Das als geheim bezeichnete Programm löste im Land bereits eine breite Debatte aus.
Pater Donatus Tizhe, Priester der Diözese Maiduguri im Bundesstaat Borno und Pfarrer von St. Hilary Polo bekräftigt gegenüber Fides: "Die Sulh-Initiative ist ein Weg, die Menschen zum Frieden zu bringen, zur Versöhnung, wie der Begriff selbst sagt. Wir wissen nicht viel darüber, weil es sich um ein geheimes Programm handelt, aber wir sind zuversichtlich, dass es nach so vielen Misserfolgen funktionieren wird. In den letzten Jahren gab es viele gescheiterte Versuche des Dialogs, alternative Methoden, die nicht funktioniert haben, und die Menschen leiden weiterhin und schon zu lange. Ich glaube, dass mit Gebeten und Zusammenarbeit, auch mit den jungen Leuten der „Civilian Joint Task Force“ (JTF) (Selbstverteidigungsgruppe in der Stadt Maiduguri, die für die Vertreibung der Dschihadisten aus der Region kämpft, Anm. d. Red.), die Dinge besser werden könnten“.
In den letzten zwei Monaten gab es zahlreiche Überläufer unter den Boko-Haram-Führern, und mehrere kleinere Gruppierungen haben sich von der Gruppe getrennt. Die Zivilbevölkerung ist jedoch gespalten zwischen Befürwortern und Gegnern des Programms.
"Das erste Ziel muss sein, diesen Krieg zu beenden, und vielleicht erweist sich diese Methode als die wirksamste“, so Pater Donatus Tizhe, „Im Laufe der Jahre hat die Regierung die Guerilla-Amnestie ausprobiert, die jedem, der aus dem bewaffneten Kampf aussteigt, Immunität und einen Weg zur Integration in das gesellschaftliche Leben garantieren sollte. Dieses Programm hingegen richtet sich direkt an die Anführer der terroristischen Gruppen, indem es mit ihnen Kontakt aufnimmt und ihnen die Vorteile eines Ausstiegs aus dem bewaffneten Kampf vor Augen führt, um sie dann in Rehabilitationsprogramme zu vermitteln. Damit zielt sie auf die Anführer ab, die eine viel größere Überzeugungskraft haben als einfache Soldaten. Allein in den letzten zwei Monaten haben mehr als 2000 Anführer die Stellungen im Wald verlassen und überzeugen andere, dies auch zu tun. Auf diese Weise wird Boko Haram von innen heraus erschöpft“.
Zum schrittweisen Prozess der Wiedereingliederung, erklärt der katholische Priester: "Sie werden in ein Zentrum in der Nähe des Hafens unserer Stadt gebracht und bleiben dort für eine lange Zeit, um ihre ehrlichen Absichten zu überprüfen. Dann werden sie in die Dörfer oder Städte gebracht, wo sie ein neues Leben beginnen sollen. Ich kann sagen, dass wir in den letzten Monaten einen Rückgang der Angriffe feststellen konnten. Doch leider bekämpfen sich die terroristischen Gruppierungen untereinander im Kampf um die Kontrolle über die Führung der Bewegung. Es könnte auf jeden Fall ein Wendepunkt sein, und wir vertrauen auf Gott, dass es uns gelingen wird, uns zu befreien".
(LA) (Fides 15/10/2021)


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