Neu-Delhi (Fides) - Eine Delegation indischer Bischöfe der verschiedenen christlichen Konfessionen bat bei einem Treffen mit Vertretern der Bundesregierung um die Aufhebung der Anti-Konversionsgesetze, die von den Regierungen einiger Bundesstaaten Indiens verabschiedet wurden. Unter anderem waren der katholische Erzbischof Anil Joseph Thomas Couto von Delhi, der syro-malabarische Erzbischof Kuriakose Bharanikulangara Faridabad und Bischof Subodh C. Mondal von der Methodistischen Kirche in Indien bei dem besonderen Treffen mit der Minderheitenminister Mukhtar Abbas Naqvi und dessen Unterstaatssekretär John Barla. Der Delegation, die am 28. September mit den Vertretern der Behörden zusammentraf, gehörten insgesamt rund 50 christliche Führungspersönlichkeiten verschiedener Konfessionen an. In ihrem Namen legte Erzbischof Couto ein Memorandum vor, das verschiedene Fragen zu den christlichen Minderheiten im Lande und zum Thema Religionsfreiheit enthält.
Die in mehreren indischen Bundesstaaten geltenden Anti-Konversionsgesetze verbieten die religiöse Bekehrung durch Zwang oder Täuschung, so dass diese eine Straftat darstellen. Zu den Staaten, die Gesetze zum Verbot religiöser Konversionen erlassen haben, gehören Odisha, Uttar Pradesh, Arunachal Pradesh, Chhattisgarh, Gujarat, Jharkhand, Himachal Pradesh, Madhya Pradesh und Uttrakhand.
Die Anti-Konversionsgesetze verstoßen nach Ansicht der Bischöfe gegen den Buchstaben und den Geist der indischen Verfassung, die die freie Ausübung, Förderung und Verbreitung der eigenen Religion nach dem Gewissen und in Freiheit vorsieht.
Derzeit plant ein weiterer Bundesstaat, Karnataka in Südindien, ein ähnliches Gesetz zu verabschieden. Am 28. September erließ der Ministerpräsident des Bundesstaates, Basavaraj Bommai, einen Erlass zur Einschränkung der "erzwungenen Konversation". Auch dort hatten die zehn Bischöfe von Karnataka in den Tagen zuvor bei Gesprächen mit Vertretern der Behörden versucht, zu bewirken, dass diese neuen Gesetze nicht erlassen werden.
Karnataka ist ein großer Bundesstaat im Süden Indiens, der von der hinduistisch-nationalistischen Bharatiya Janata Party (BJP) regiert wird. Nach einer in der BJP vorherrschenden Ideologie (der so genannten "Hindutva") streben gewisse Hindu-Nationalisten in Indien die Umwandlung des säkularen in einen theokratischen Staat an.. Derzeit regiert die BJP die Bundesstaaten Himachal Pradesh, Uttar Pradesh und Madhya Pradesh, die bereits umstrittene Anti-Konversionsgesetze erlassen haben.
Die Bischofsdelegation äußerte nun gegenüber den Vertretern der Bundesregierung auch ihre Besorgnis über neue gesetzliche Beschränkungen, die die Möglichkeit von Spenden aus dem Ausland für karitative Zwecke zugunsten der armen und schwachen Bevölkerungsgruppen des Landes einschränken oder verhindern sollen. Minister Naqvi betonte das gemeinsame kulturelle Erbe und das Erbe der Koexistenz zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften in Indien. Er fügte hinzu, dass "jeder Versuch, dieses Gefüge von Einheit und Harmonie zu stören, der Seele Indiens schaden würde".
Die Delegation informierte die Bundesregierung auch über die wiederholte Gewalt gegen Christen und die Zerstörung und Plünderung von Kirchen im ganzen Land. In einem aktuellen Fall vom 17. September wurden fünf christliche Familien im Bezirk Kandhamal im Bundesstaat Odisha von Hindus misshandelt und gewalttätig behandelt, und mindestens ein Haus, das einem Christen gehörte, wurde niedergebrannt. In den meisten Fällen", so die Bischöfe, "schenken die Polizei und die Regierungsbeamten den Beschwerden der Christen keine große Aufmerksamkeit. Der Minister versicherte den christlichen Religionsvertretern, dass man die Angelegenheit prüfen werde.
Die Delegation informierte die Regierung im Rahmen der Gespräche unterdessen auch über die (religiös begründete) Diskriminierung von christlichen und muslimischen Dalits, die nicht in den Genuss der den Dalits von der Regierung gewährten Vergünstigungen kommen, was sich auf deren Beschäftigungslage und andere Sozialmaßnahmen auswirkt.
Schließlich haben die Verantwortlichen der Kirchen die föderale Regierung um Beiträge gebeten, um mit öffentlichen und privaten Mitteln eine föderale christliche Universität zu errichten, die als großes Bildungszentrum zum Nutzen aller Bürger, gleich welcher Kultur, Ethnie oder Religion, gedacht ist.
Laut der indischen Volkszählung von 2011 sind etwa 80 % der geschätzten indischen Bevölkerung von 1,3 Milliarden (rund 966 Millionen) Hindus. Es gibt 172 Millionen Muslime (14 %) und 29 Millionen Christen (etwa 2,3 %).
(SD-PA) (Fides 30/9/2021)