Yangon (Fides) - In vielen Regionen Myanmars bittet die reguläre Armee die Behörden der Dörfer, junge Menschen für das Militär zu rekrutieren und die Armee bei der Logistik zu unterstützen, insbesondere in Kampfgebieten. Wenn sich die Dorfbehörden weigern, dringt das Militär in die Häuser ein, um nach jungen Männern zu suchen und sie zu entführen. "Einige meinen, es sei eine Taktik, sie als menschliche Schutzschilde in den Kampfgebieten zu benutzen; andere weisen darauf hin, dass nach dem Putsch die Militärakademien, die früher voller junger Leute waren, leer sind und die Armee neue Rekruten braucht", erklärt ein Beobachter aus Kreisen der burmesischen katholischen Gemeinde. "Doch die Armee geht gewaltsam gegen die Zivilbevölkerung vor und genießt nicht das Vertrauen der Bevölkerung, schon gar nicht das der jungen Leute", stellt er fest.
Die Jugendlichen schließen sich stattdessen dem Widerstand und den Volksverteidigungskräften an, um den von der Regierung der Nationalen Einheit (NUG) ausgerufenen "Verteidigungskrieg" zu führen, der sich gegen die Militärjunta richtet (vgl. Fides 7/9/2021). Wie die Beobachter berichten, haben viele junge Menschen auf Einladung der NUG den lokalen Milizen angeschlossen. Michael Thang, ein junger Katholik, sagte gegenüber Fides: "Ich glaube an Gerechtigkeit und Demokratie. Anstatt der Armee von Myanmar beizutreten, werde ich mich den Volksverteidigungskräften anschließen, die das Volk wirklich verteidigen". Ein anderer junger Mann, Nerius Ri, betont: "Die Tatmadaw-Soldaten begehen jeden Tag Menschenrechtsverletzungen; sie können uns nicht dazu zwingen, an ihrer Seite zu kämpfen. Wir werden die Unschuldigen, die Freiheit, die Armen und die Zukunft unseres Landes verteidigen".
Die katholische Ordensschwester Mary Nge aus dem burmesischen Staat Kachin kommentiert: "Während das Militär in Myanmar unbewaffnete Zivilisten verhaftet, inhaftiert und tötet, hat die NUG die volle moralische Unterstützung der Bevölkerung Myanmars, insbesondere der Jugend. Sie sehen darin ihre Hoffnung auf eine Zukunft in Frieden, Gerechtigkeit und Demokratie". Ester Bawk, ebenfalls aus Kachin, sagte gegenüber Fides, dass "junge Christen, zusammen mit allen anderen aus verschiedenen Kulturen, ethnischen Gruppen und Religionen, auf den Aufruf der NUG reagieren". Die Hälfte der Bevölkerung Myanmars ist unter 30 Jahre alt, und viele dieser jungen Menschen haben von dem zerbrechlichen demokratischen Übergang profitiert, der in den letzten zehn Jahren in dem Land stattgefunden hat. Sie wissen, dass ihre Zukunft jetzt auf dem Spiel steht", sagen die Ordensfrauen, "die menschliche Entwicklung und die Grundfreiheiten im Land stehen auf dem Spiel. Sie haben das Internet genutzt und sehen nun die Redefreiheit eingeschränkt. Sie wollen nicht auf ihre Rechte und ihre Bildung verzichten, sie wollen ihre Zukunft in Autonomie und Freiheit aufbauen".
Nach dem Staatsstreich vom 1. Februar führten junge Burmesen zunächst die "Bewegung des zivilen Ungehorsams" an, die mit Sitzstreiks, friedlichen Straßendemonstrationen, Streiks, Boykotten und sogar kreativen Aktionen organisierten gewaltfreien Widerstand leistete und Polizei und Militär aufforderte, sich dem Widerstand anzuschließen. Nach der heftigen Repression durch die Armee wurden im ganzen Land Volksverteidigungskorps gebildet, die einen Volkswiderstand begannen, der als "überlebensnotwendiger ziviler Kampf zur Selbstverteidigung" angesehen wurde. Diese Widerstandsmilizen setzen sich hauptsächlich aus jungen Menschen zusammen.
In Myanmar bekennen sich 85 % der Bevölkerung zum Theravada-Buddhismus (etwa 48 Millionen Menschen), 6 % zum Christentum (1,6 Millionen Baptisten und 550.000 Katholiken), 4 % zum Islam (2,2 Millionen), 1 % zum Hinduismus (550.000 Anhänger), während andere Minderheiten anderen Strömungen des Buddhismus (z. B. Mahayana) und dem Animismus anhängen.
(JZ-PA) (Fides 9/9/2021)
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