Addis Abeba (Fides) - Während sich die Augen der Welt auf Afghanistan richten, spielt sich am Horn von Afrika ein stilles Drama ab. Der im November 2020 ausgebrochene Krieg in der Region Tigray hat sich längst über die Grenzen der Provinz im Norden Äthiopiens ausgedehnt und hat sich auf andere Regionen des Landes ausgeweitet, was zu einer weiteren Zuspitzung der dramatischen Lage für die Zivilbevölkerung führt.
Im jüngsten UN-Bericht über die humanitäre Krise in Tigray heißt es, dass "nur ein Bruchteil der humanitären Hilfe, die zur Deckung des wachsenden Bedarfs benötigt wird", die Provinz Tigray erreicht, wo die Lage "weiterhin unvorhersehbar und unbeständig ist, während die Volksbefreiungsfront von Tigray weiter in die von Amhara und Afar bewohnten Regionen vordringt". Rund 2,4 Millionen Menschen sind im Regionalstaat Somali auf Hilfe angewiesen, da Berichte über zunehmende Unterernährung und drohende Wasserknappheit auftauchen.
Die Volkgsbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die äthiopische und eritreische Truppen aus Tigray vertrieben hat, ist in die Offensive gegangen und hat bekannt gegeben, dass sie Vereinbarungen mit anderen bewaffneten Gruppen getroffen hat. Eine dieser Gruppen scheint die wichtigste Rebellengruppe in der äthiopischen Region Oromia zu sein, die angekündigt hat, eine wichtige Verbindungsstraße zwischen Äthiopien und Kenia abzuschneiden, was den Handel mit Nairobi gefährden würde.
"Der Konflikt tritt in eine noch härtere Phase ein. Äthiopien befindet sich in der dramatischsten Phase seiner jüngsten Geschichte", so eine lokale Quelle gegenüber Fides. "Iranische Drohnen sind in Aktion getreten und bombardieren tigrinische Truppen, während die zentralen Behörden Zivilisten bewaffnen. Die Befreiungsfront hat es also mit mehreren Milizen zu tun, aber die Tatsache, dass sie in das Gebiet der Amhara eingedrungen sind, bringt Premier Abiy Ahmed in Schwierigkeiten."
Der äthiopische Regierungschef bemüht sich unterdessen um internationale Unterstützung, nicht zuletzt zur Beilegung von Streitigkeiten mit dem benachbarten Sudan, für die der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Vermittlung angeboten hat. Während seines Besuchs in der Türkei erhielt Abiy nicht nur die Zusage des türkischen Präsidenten, sich für eine Lösung des Tigray-Konflikts und des Streits mit dem Sudan einzusetzen, sondern unterzeichnete auch ein Militärabkommen mit Ankara.
(L.M.) (Fides 20/8/2021)