ASIEN/PAKISTAN - Historisches anglikanisches College wird verstaatlicht: Eigentumsrechte werden misshachtet

Dienstag, 8 Juni 2021 bildungswesen   schule   religionsfreiheit   religiöse minderheiten  

Peschawar (Fide) - Das Edwardes College in der Stadt Peshawar, ein Institut der anglikanischen "Church of Pakistan" in der anglikanischen Diözese Peshawar, wurde der staatlichen Leitung anvertraut. Dies entschied das Oberste Gericht von Peschawar mit einem Urteil zugunsten der Regierung der Provinz Khyber Pakhtunkhawa im Rahmen des anhaltenden Rechtsstreits zwischen der Kirche und der Provinzregierung um die Verwaltung des historischen Instituts. Der Oberste Gerichtshof von Peshawar hatte bereits im Oktober 2019 ein erstes Urteil im Hinblick eine Verstaatlichung für die älteste Bildungseinrichtung des Provinz erlassen. Das jüngste Urteil des Obersten Gerichtshofs wird von den christlichen Gemeinschaften abgelehnt, die, wie die anglikanischen Bischöfe in Pakistan bekräftigen, "ihre verfassungsmäßigen Rechte nicht geschützt und die Gerechtigkeit mit Füßen getreten sehen".
Der Menschenrechtsaktivist Zeeshan Yaqub, der sich für die Rechte von Minderheiten in Peschawar einsetzt, sagt gegenüber Fides: „Die christliche Gemeinschaft in Pakistan unternimmt große Anstrengungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und anderen humanitäre Bereichen, von denen die gesamte Bevölkerung, Menschen aller Religionen, profitiert und fordern den Schutz der Rechte von Minderheiten, wie er in der Verfassung Pakistans vorgesehen ist, auch in ihrem Eigentum“.
Das Edwardes College wurde als christliche Missionarsschule namens "Edwardes High School" gegründet, die 1853 von der britischen "Church Missionary Society" eingerichtet. 1900 wurde es ein College umgewandelt und fungiert seitdem als private Institution, die offiziell von der anglikanischen Kirche betrieben wird. Das Institut blieb auch nach der Entscheidung der pakistanischen Regierung im Jahr 1972, private Bildungseinrichtungen zu verstaatlichen, unter der Leitung der Kirche. Viele Institute wurden in den folgenden Jahrzehnten im Sinne einer Privatisierungspolitik an die Kirchen zurückgegeben.
Der Rechtsstreit um die Verwaltung des Edwardes College begann 2014, nachdem amerikanische Missionare die Leitung des Instituts Mitgliedern der Ortskirche überließen und der erste pakistanische christliche Rektor ernannt wurde. Ein muslimischer Akademiker, der diese Ernennung anfechtete, brachte den Fall 2016 vor den High Court. Nach den Entscheidungen des High Court hat der anglikanische Bischof von Peschawar Humphrey Sarfraz Peters stellte den ursprünglichen Schulvorstand gemäß der von der "Church Missionary Society" verabschiedeten Verfassung wieder her. Unter anderem ist die Kirche alleiniger Eigentümer des Grundstücks und der Gebäude des Kollegs: Aus diesem Grund fiel das Kolleg nicht unter die Kriterien der Verstaatlichung. Bischof Humphrey Sarfraz Peters erinnerte daran, dass das College wie jede andere private Bildungseinrichtung alle Bildungsausgaben getragen habe, ohne dass die Ausgaben für den Staat erhöht wurden.
Die derzeitige Regierung der Provinz Khyber Pakhtunkhawa akzeptierte die Konfiguration des Colleges als "private Institution" im Besitz der Kirche nicht und setzte den Rechtsstreit fort, um der Kirche die Kontrolle über die Struktur zu entreißen. Das Urteil des Hohe Gericht Peschawar vom Oktober 2019 gab der Zivilregierung Recht und nach der jüngsten Berufungsklage der Kirche entschied auch der Supreme Court zugunsten der Regierung von Khyber Pakhtunkhawa.
Eine aktuelle Untersuchung der NGO "Center for Social Justice" macht unterdessen die starke Schwächung der einst christlichen Schulen und Institute nach der Verstaatlichung im Hinblick auf die Qualität der angebotenen Bildung aufmerksam.
(KN-PA) (Fides 8/6/2021)


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