Uvira (Fides) - "Was am 22. Februar in Goma mit der Ermordung des italienischen Botschafters Luca Attanasio und des ihn begleitenden Leibwächter geschah, bestätigt nur, was wir schon seit langer Zeit gesagt haben: Hier herrscht völlige Unsicherheit. Wenn sie einen Diplomaten dieses Ranges auf diese Weise töten können, kann man sich leicht vorstellen, was mit gewöhnlichen Dorfbewohnern passieren kann. Anscheinend sprachen die Angreifer Kinyarwanda (eine Sprache, die hauptsächlich von Ruandern verwendet wird). Doch wenn wir darauf hinweisen, werden wir Fremdenfeindliche und Extremisten bezeichnet. Und wo waren unterdessen die UN-Blauhelme (Monusco) und die reguläre Armee (Fardc)? Der Botschafter war ein Freund, den ich bei den Xaverianer Missionaren kennen gelernt hatte. Er schätzte den Kongo und die Kongolesen sehr. Er war in Nord-Kivu auf einer humanitären Mission, er war ein Mann des Friedens und der aufrichtigen Freundschaft. Möge seine Seele in Frieden ruhen", so Bischof Sébastien-Joseph Muyengo von Uvira (Süd-Kivu) in einem Kommentar zu dem tragischen Ereignis, das er als eine der vielen Episoden einer endlosen Tragödie seines gemarderten Landes verurteilt.
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) verüben bewaffnete Gruppen pausenlos ihre Gräueltaten. Und auch das Ebola-Virus und nun die Coronavirus-Pandemie scheinen keine abschreckende Wirkung auf die über 150 Milizen gehabt zu haben, die seit Jahren in diesem umkämpften Gebiet Afrikas (an der Grenze zu Ruanda, Burundi und Uganda) im Einsatz sind. Allein im Jahr 2020 wurden 2.000 Zivilisten getötet (1.240 in Ituri, 590 in Nord-Kivu und 261 in Süd-Kivu) und etwa 90.000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Dort fand nun auch der mehrfache Mord statt, bei dem drei junge Männer ihr Leben verloren haben.
„Ich komme gerade aus Butembo, wo ich unsere interdiözesanen Seminare besucht habe“, so der Bischof im Gespräch mit Fides “Die Situation nach dem Besuch der Bischöfe der ACEAC (Versammlung der Bischofskonferenzen Zentralafrikas), die bei ihrem Aufenthalt viele Gesprächspartner trafen, darunter die Anführer der bewaffneten Milizen, die führende Vertreter der staatlichen Armee, einige Politker und Beamte, hatten damit bei einigen etwas Hoffnung geweckt. Aber was nun passiert ist, ist schrecklich. Hinter all diesen Kriegen in Ituri, in Nord- und Süd-Kivu, auf den Hochebenen von Uvira, Fizi und Mwenga steht in Wirklichkeit der Versuch von Seiten ausländischer Gruppen aus Uganda, Ruanda und Burundi, Land zu erobern, das seit jeher indigenen Völkern gehört. Sie töten Menschen in den Dörfern, um sie zur Flucht zu zwingen, und dann ihr Land zu besetzen.“
Der Kongo verfügt über unendliche natürliche und mineraliscen Ressourcen und könnte für das, was er hervorbringt in Wohlstand leben, aber seit Jahrhunderten ist sein Reichtum die Ursache für Konflikte: „Die Begehrlichkeiten nach natürlichen Ressourcen (Mineralien, Holz usw.) führen zu großer Instabilität”, so Bischof Muyengo “Es sind Ressourcen, auf die es sowohl Nachbarländern als auch von multinationalen Unternehmen abgesehen haben, die keinerlei Interesse daran haben, diese Regionen zu stabilisieren. Zudem besteht die Gefahr einer so ganannten Balkanisierung. Einige westliche und afrikanische Mächte wollen all diese Konflikte nutzen, um das Chaos zu fördern und das Land zu spalten, ähnlich wie es zur Zeit der Proklamation der Unabhängigkeit (Juni 1960) mit der Abspaltung einiger Provinzen wie Katanga, Kasai und Kivu geschah.".
„In der Diözese Butembo-Beni wurden viele Priester und Ordensleute entführt, andere getötet”, so der Bischof abschließend, „Und es mangelt nicht an Übergriffen auf Kirchen und Klöstern, um Fahrzeuge, Motorräder, Lebensmittel und Geld zu plündern. Die Kirche hat jedoch keine andere Waffe als das Evangelium, den Ruf zur Versöhnung, zum Frieden. Hier in Süd-Kivu machen wir bei jeder Gelegenheit, die uns der liturgische Kalender bietet - den Tag des Friedens (1/1), die Woche für die Einheit der Christen, die Jugendtage der Diözese, die Sommercamps - auf die Belange des Friedens aufmerksam. Manchmal treffen wir uns mit bewaffneten Gruppen und versuchen, den Weg des Dialogs zu ebnen. Wir organisieren oft Aktionen, bei denen wir Spenden, Kleidung, Medikamenten und Lebensmittel sammeln, um Vertriebenen zu helfen, aber das Problem ist auch die Armut unserer Gläubigen. Wir geben unser Bestes bei der Bildungsarbeit, in der Nächstenliebe und im Gebet.“
(LA) (Fides 25/2/2021)
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