AFRIKA/KAMERUN - Konfliktregionen: Kardinal Tumi fordert Amnestie für Separatisten

Donnerstag, 19 November 2020 kriege   bischöfe  

Yaoundé (Fides) - "Es ist jetzt Sache des Staatsoberhauptes, etwas zu tun, und ich glaube, er kann es tun: nämlich eine Amnestie erklären, damit Frieden herrscht und die Kinder zur Schule gehen", so Kardinal Christian Tumi, emeritierter Erzbischof von Douala, in einem Interview wenige Tage nach seiner Entführung und kurz darauf folgenden Freilassung durch anglophone Separatisten im Nordwesten Kameruns am 5. November (vgl. Fides 6/11/2020).
Kardinal Tumi sagte, er sei von seinen Entführern, mit denen er über Politik diskutiert habe, gut behandelt worden. „Sie wollten wissen, was meine Meinung zur Regierungsform im Land ist. Ich habe ihnen gesagt, dass ich für den Föderalismus bin“, sagt der 90-jährige Kardinal.
Der emeritierte Erzbischof von Douala wünscht sich eine friedliche Lösung der Krise in den anglophonen Regionen Kameruns. Zusätzlich zur Amnestie bittet er darum, dass "die Armee in die Kaserne zurückkehrt und diese jungen Menschen (die Sezessionisten) ihre Waffen niederlegen".
Die derzeitige Staatsform Kameruns steht im Mittelpunkt des Konflikts zwischen der Regierung und den Separatisten. Während des Großen Nationalen Dialogs, in dem nach Lösungen für den Konflikt mit den Separateisten gesucht wurde (vgl. Fides 8/10/2019), war einer der wichtigsten Vorschläge der acht Kommissionen eine Dezentralisierung mit der Verabschiedung eines Sondergesetzes für die Regionen des Nordwestens und der Südwesten, wie es die Einwohner der Regionen im Nordwesten und Südwesten fordern.
Seit 2016 fordern Separatisten in den beiden Regionen im Nordwesten und im Südwesten mit ihrer größtenteils anglophonen Bevölkerung, dass in den Schule und vor Gericht die englische Sprache anstelle der französischen Sprache Amtssprache bleibt.
Im Februar dieses Jahres luden16 Bischöfe aus 10 Ländern aller Kontinente, in einem offenen Brief an den Präsidenten Paul Biya, von Kamerun ein, "eine dauerhafte Lösung für Kameruns Probleme" durch "einen Vermittlungsprozess zu finden, an dem auch bewaffnete Separatistengruppen und Vertreterder gewaltfreien Zivilgesellschaft beteiligt werden"(vgl. Fides 21/2/2020).
In dem Brief erinnerten die Bischöfe daran, dass "die Gewalt und die Gräueltaten aller Konfliktparteien bereits 656.000 englischsprachige Kameruner gezwungen haben, ihre Häuser zu verlassen, 800.000 Kinder (einschließlich 400.000 katholischer Schüler), nicht mehr zur Schule zu gehen, 50.000 Menschen nach Nigeria flohen und Hunderte von Dörfern verwüstet sowie mindestens 2.000 Menschen getötet wurden.“
(L.M.) (Fides 19/11/2020)


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