Africa rivista
Maputo (Fides) - Ob sie Islamisten oder einfache Banditen sind, weiß niemand so genau. Sicher ist nur, dass die Anschläge und Übergriffe auf die Dörfer und Städte in der Region Cabo Delgado in Mosambik unvermindert weitergehen und sich dort die Gewalt zuspitzt. "Laut internationalen Medien soll es sich um Islamisten handeln, die mit dem IS in Verbindung stehen", so Missionare, die vor Ort leben und aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollen, gegenüber Fides, aber niemand wisse genau, wer sie sind. "Es heißt, junge Einheimische. Einige von der Polizei festgenommene Milizionäre haben gestanden, der Gruppe beigetreten zu sein, weil ihnen Geld angeboten wurde. Natürlich gibt es auch ausländische Söldner: Tansanier oder Mosambikaner, die in Tansania waren und zurückgekehrt sind. Aus diesem Grund verschärfen die Strafverfolgungsbehörden die Grenzkontrollen."
Lokale Muslime, so die Beobachter weiter, seien niemals gewalttätige oder intolerant. Der Islam sei mit der lokalen Kultur verschmolzen und habe zu einem offenen und toleranten Glauben geführt. Die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen seien seit jeher freundlich. "Es gibt großen gegenseitigen Respekt, volle Toleranz. Wir arbeiten und leben friedlich und harmonisch zusammen", fahren die Missionare fort. "Die ersten Opfer dieser Angriffe sind Muslime. So sehr, dass vor allem die islamische Gemeinde Angst hat. Aber auch wir Christen haben Angst, Opfer dieser sinnlosen Angriffe zu werden."
Bei den letzten beiden Angriffen in der vergangenen Woche, auf dasPolizeipräsidium in Quissanga in der nördlichen Provinz Cabo Delgado und auf eine Kaserne in Mocimboa da Praia, sollen die Milizsoldaten die schwarze Flagge des Kalifats gehisst haben. Doch bestehen weiterhin Zweifel an einem Krieg mit religiösem Hintergrund oder einen Konflikt, der den religiöse Faktor als Auslöser von Gewalt nutzen will.
Seit Beginn der Anschläge im Oktober 2017 gab es zwischen 350 und 700 Opfer. Infolge der Gewalt mussten150.000 Menschen ihre Heimat verlassen, was zu einer Cholera-Epidemie führte, bei der mindestens 20 Menschen starben. "Die jüngsten Anschläge waren sehr gut geplant”, so die Beobachter, die darauf hinweisen darauf hinweisen, dass vor allem Regierungsstrukturen systematisch angegriffen wurden. Die religiöse Matrix ist erst kürzlich entstanden. In Mosambik wird vermutet, dass bestimmte Interessen dahinter verborgen sind, ein religiöses Narrativ entstegeb zu lassen".
Die besonders betroffene Region ist sehr reich. In Palma, etwa achtzig Kilometer nördlich der Orte, an denen die Anschläge verübt wurden, befindet sich eines der größten Erdgasvorkommen der Welt. Rund 350 Kilometer südwestlich hingegen gibt es die weltweit größten Edelsteinminen. Wertvolle Ressourcen, die die Regierung in Maputo unbedingt sichern muss, um die Zukunft des Landes zu schützen.
Die Regierung stationiert zahlreiche Militär- und Polizeieinheiten vor Ort, aber das war bisher nicht genug. Erst kürzlich bat die Regierung Russland um Hilfe. In der Region ist auch die so genennte “Wagner”-Gruppe aktiv, der Söldner angehören, die bereits in Libyen (unter General Khalifa Haftar) und in der Zentralafrikanischen Republik (zur Verteidigung der von russischen Unternehmen ausgebeuteten Mineralvorkommen) kämpften. Das Risiko besteht vor allem darin, dass ein neuer interner Konflikt entsteht, der den Weg zu einer weiteren humanitäre Krise vorbereitet ebnet.
(EC) (Fides 31/3/2020)