New Delhi (Fides) - Indische Katholiken schreiben an Papst Franziskus und bitten, die Verfahren zu beschleunigen, mit denen die Opfer der Gewalt vor zehn Jahren in Kandhamal zu Märtyrern erklärt werden sollen. Im indischen Bundesstaat Orissa hatten extremistische Hindus eine Art „ethnischer Säuberung“ unter den örtlichen Christen durchgeführt.
Zum 10. Jahrestag dieser Tragödie wandte sich der ehemalige Präsident des Verbandes der indischen katholischen Laien „All India Catholic Union“, John Dayal, in einem Schreiben an den Papst, in dem er „die besondere Kraft des Glaubens der armen und gefährdeten Gemeinden“ würdigt, die ihn veranlasse sich an Papst Franziskus zu wenden. Nach der alten Evangelisierung des Subkontinents, lebten indische Gläubige „in der Sicherheit einer demokratischen Republik, deren Verfassung die Freiheit des Glaubens garantiert. Seit der Unabhängigkeit war dies eine ausreichende Garantie. Wir haben in Frieden gelebt ", schreibt der engagierte Laie.
"Doch es gab auch traumatische Momente in unserer Geschichte“, heißt es in dem Schreiben weiter. „Am Ende des achtzehnten Jahrhunderts nahm der Sultan von Mysore, Tipu, hunderttausend Katholiken an der Westküste von Kerala und in Mangalore gefangen. Viele von ihnen starben an Folter und Krankheit. Bis 2008 war dies die größte Gewalt gegen die katholische Glaubensgemeinschaft, und bisher haben die Opfer nicht die Anerkennung erhalten, die sie verdienen". "Im Jahr 2008 erlebten wir dann im Distrikt Kandhamal im Bundesstaat Orissa am 25. August 2008 ein zweites Mal ein Pogrom gegen Christen, das mehrere Wochen dauert“, beklagt Dayal.
Über 60.000 Kinder, Frauen und Männer, alte und junge Menschen oder auch schwangere Frauen flohen in Wälder, so dass rund 30.000 noch ein Jahr danach in den Flüchtlingslagern der Regierung lebten. In über 400 Dörfern wurden Übergriffe auf Christen verübt, bei denen 6.000 Häuser zerstört und rund 300 Kirchen und kirchliche Einrichtungen verwüstet wurden. Rund 120 Menschen wurden ermordet, darunter Pater Bernard Digal, Priester Dalit und Schatzmeister der Erzdiözese Cuttack-Bhubaneswar, die den Bezirk Kandhamal umfasst. "Viele andere Laien und Priester haben ihr Leben verloren und wurden mit Schwertern, Macheten oder Feuer ermordet“, schreibt Dayal, „Sie haben sich tapfer dem Tod gestellt, anstatt ihren Glauben aufzugeben. Viele Frauen wurden vergewaltigt, einschließlich einer Ordensschwester".
„Zehn Jahre später sind die meisten Mörder frei“, beklagt er. „Es mussten jahrelange Gerichtsverfahren bis vor dem Obersten Gerichtshof Indiens geführt werden, um eine angemessene Entschädigung zu erhalten, damit Häuser wieder aufgebaut werden können. Doch der Wiederaufbau eines Lebens ist noch einmal eine andere Sache."
Doch „die Standhaftigkeit und der Glaube“ der Christen in Kandhamal, heißt es in dem Brief, „waren für die Gemeinschaft der indischen Katholiken ein leuchtendes Beispiel. Wir glauben, dass der Glaube der Christen in Kandhamal in jener Art und Weise anerkannt werden muss, in der die Kirche seit jeher das Opfer des Martyriums anerkannt hat. Wir haben bereits den Erzbischof von Cuttack und Bhubaneswar und alle indischen Bischöfe gebeten, die Opfer der Gewalt im Jahr 2008 von der Kirche als Märtyrer des Glaubens anerkennen zu lassen“.
Der Erzbischof von Cuttack Bhubaneswar, heißt es in dem Schreiben abschließend, „hat den Prozess formell auf den Weg gebracht. Wir beten nun dafür und bitten, dass Papst Franziskus den Prozess beschleunigen möge. Dies wird den Glauben eines jeden von uns erneuern.“
(PN) (Fides 27/8/2018)