Khartum (Fidesdienst) - „Es gibt viele Programme zum Wiederaufbau der Infrastrukturen, doch kaum jemand denkt an den Wiederaufbau der Gesellschaft“, so ein Missionar, der seit zwanzig Jahren im Südsudan tätig ist in einem Kommentar zur Bildung der neuen Regierung im Sudan. „Nur wir Missionare bemühen uns darum, den Hass, der während des 20järhigen Bürgerkriegs entstanden ist, zu überwinden und uns für die Versöhnung unter den Menschen einzusetzen. Dies ist eine langwierige Arbeit, doch die Kirche, die auch während der Jahre des Bürgerkriegs präsent war, wird ihre Mission auch in Zeiten des Friedens fortführen“.
„Ich sehe großen Eifer bei den Hilfswerken der Vereinten Nationen und den verschiedenen Nichtregierungsorganisationen: man plant Straßen, Schulen, usw.“, so der Missionar weiter. „Dies ist alles richtig, doch ich Frage mich ob diese Projekte in kurze Zeit die eigentlichen Probleme der Menschen im Sudan lösen können. Die Menschen sterben hier immer noch an Malaria und die Ernten hängen weiterhin von den Launen des Wetters ab: wenn es nicht regnet, gibt es keine Ernte und die Menschen verhungern“.
Am 20. September wurde im Sudan die erste Regierung der Nationalen Einheit gebildet. Der Regierungsbildung gingen langwierige Verhandlungen voraus. Die Bildung einer neuen Regierung Stellte ist ein wichtiger Schritt bei der Umsetzung der Friedensvereinbarungen, die am 9. Januar 2005 zwischen dem Regime in Khartum und den ehemaligen südsudanesischen Rebellen der SPLM. Der Regierung der Nationalen Einheit gehören 29 Minister und 33 stellvertretende Minister, sowie 12 Präsidentschaftsberater im Rang eines Ministers an. Auf der Grundlage der Friedensvereinbarungen wird diese Übergangsregierung bis zu den nächsten Parlamentswahlen im Amt bleiben, die in vier Jahren stattfinden sollen. Im vergangenen Juli begann die sechsjährige Übergangszeit die mit einem Referendum zur Selbstbestimmung im Südsudan enden wird, wo eine Regionalregierung mit weitgehenden Machtbefugnissen eingesetzt wurde, die im Fall eines positiven Ausgangs der Volksbefragung zur Selbstbestimmung den Grundstein einer unabhängigen Regierung des Südsudan wäre.
„Wir werden abwarten müssen, wie sich die Übergangsvereinbarungen in der Praxis umsetzen lassen und welchen Ausgang die Volksbefragung zum Status der Regionen Nuba Mountains, Abiye und Blue Nile haben werden, die darüber entscheiden soll, ob diese Regionen zum Nordsudan gehören (und damit direkt von Khartum verwaltet werden) oder zum Südsudan“, so der Missionar. Das Referendum über den zukünftigen Status dieser Regionen könnte bereits in sechs Monaten stattfinden. „Auf jeden Fall müssen wir jetzt mit der neuen Regierung im Südsudan zusammenarbeiten“, so er Missionar. „Diese Zusammenarbeit muss jedoch zunächst noch definiert werden, weil bisher noch nicht einmal feststeht, ob Juba oder Rumbek die Hauptstadt sein wird. Und dabei handelt es sich nicht um eine unabhängige Entscheidung, denn sie könnte die Verteilung der staatlichen Hilfen und Renditen beeinflussen und gewisse Regionen gegenüber anderen beeinflussen. Der Südsudan ist groß und es bleibt zu hoffen, dass es nicht zur Diskriminierung gewisser Regionen kommen wird. (LM) (Fidesdienst, 22/09/2005 - 41 Zeilen, 446 Worte)