ASIEN/PHILIPPINEN - Transparenz, Gerechtigkeit, Gebet: Ein Appell der Philippinischen Bischofskonferenz zur politischen Krise im Land

Montag, 11 Juli 2005

Manila (Fidesdienst) - Die insgesamt 85 philippinischen Bischöfe veröffentlichten im Anschluss an ihre Tagung in Manila vom 8. bis 11. Julie ein gemeinsames Dokument mit dem Titel: „Das Vertrauen wieder herstellen: Plädoyer für moralische Werten in der philippinischen Politik“. In ihrem Dokument zur politischen Krise des Landes fordern die Bischöfe die Ablehnung gewaltsamer Lösungen und rufen zum ernsthaften Bemühen um Erkenntnis auf der Grundalge von Transparenz und Gerechtigkeit auf. Der Text enthält eine eingehende Analyse der gegenwärtigen Krisensituation auf den Philippinen, wobei jedoch nicht gegen die Präsidentin Macapagal Arroyo Position bezogen wird, die gegenwärtig einen schwierigen politischen Moment erlebt.
Die Veröffentlichung der Botschaft wurde mit großem Interesse verfolgt: in dem zu 85% von Katholiken bewohnten land hat die katholische Kirche einen großen Einfluss auf das gesellschaftliche Geschehen. Die Bischöfe haben es vermieden, sich gesellschaftlichen und politischen Gruppen anzuschließen, die lauthals den Rücktritt der Staatspräsidentin fordern, gegen die der Verdacht des Wahlbetrugs besteht und die sich mit einer allgemeinen Unzufriedenheit im Zusammenhang mit dem jüngsten Anstieg der Verbraucherpreise konfrontiert sieht.
In ihrem Dokument weisen die Bischöfe jedoch darauf hin, dass diese x-te politische Krise das Land spalten könnte und bereits große Verwirrung unter der Bevölkerung hervorgerufen hat. „Bei dieser Krise geht es vor allem um moralische Werte und insbesondere um das Vertrauen. Die Bevölkerung hat kein Vertrauen in unsere wirtschaftlichen Institutionen, die das Volk einer unmenschlichen Armut unterwerfen. Und sie hat auch kein Vertrauen in unsere politisches System. Die Politik geht nicht in ausreichendem Maß auf die Bedürfnisse der Armen und Ausgegrenzten ein.“
Das Dokument erinnert an die Positionen von Akademikern, Politkern und Vertretern der Gesellschaft gegenüber der Staatspräsidentin Arroyo: einige fordern den Rücktritt oder ein Amtsenthebungsverfahren. Die Bischöfe erklären hierzu, sei „seien selbst keine Politiker“ und wollten sich nicht in politische Fragen im engen Sinn einmischen, sondern vielmehr das gesellschaftliche Geschehen „unter einem moralischen Gesichtspunkt ausgehend vom Evangelium Jesu Christi und vom Reich Gottes“.
Mit Bezug auf Frau Arroyo bekräftigen die Bischöfe: „Im Geiste der Bescheidenheit und der Wahrheit bitten wir um kollektive Erkenntnis und fordern keinen Rücktritt“. Doch auf der anderen Seite betonten sie auch, dass „die gewaltlosen Aufrufe zum Rücktritt oder die Bitte um die Bildung eines Untersuchungsausschusses oder die Forderung nach einem Amtsenthebungsverfahren nicht gegen das Evangelium verstoßen“, womit die verschiedenen Positionen in der gegenwärtigen Debatte legitimiert werden“.
Die Bischofskonferenz fordert auch, dass auf jeden Fall ein verfassungsmäßiger Weg gewählt erden soll und bittet die Politiker, Entscheidungen „im Licht der Werte des Evangeliums, der Wahrheit und des Gemeinwohls“ zu treffen. „Wir bitten die Menschen darum“, so die Bischöfe, „in den Pfarreien, religiösen Gemeinschaften, Organisationen und Bewegungen gemeinsam zu beten, und dann erst zu entscheiden und zu handeln, damit der Wille Gottes den Vorrang vor der politischen Ordnung hat“.
Die Bischöfe bitten um Dialog und Austausch im Zeichen der Transparenz und der moralischen Prinzipien und zitieren in diesem Zusammenhang Ausschnitte aus dem „Kompendium der Soziallehre der Kirche“, der „Polpulorum Progressio“ und der „Pacem in Terris“.
Abschließend versprechen die philippinischen Hirten mehr Engagement bei der Evangelisierung von Gesellschaft und Politik mit dem Ziel der Ausbildung von Männern und Frauen, die als wahre Christen kompetent sind und moralische Integrität bei der Ausübung der politischen Führungsämter unter Beweis stellen.
Das Dokument wurde vom scheidenden Präsidenten der Bischofskonferenz, Erzbischof Fernando Capalla unterzeichnet. Im Rahmen ihrer Versammlung wählten die Bischöfe einen neuen Vorsitzenden, der sein Amt am 1. Januar 2006 antreten wird: es handelt sich um Erzbischof Angel Lagdameo von Jaro, bis zu seiner Wahl stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz.
Gegen die philippinische Staatspräsidentin Gloria Arroyo besteht der Verdacht des Wahlbetrugs bei den Wahlen im vergangenen Jahr, während einige ihrer Angehörigen - darunter auch ihr Ehemann, der vor einigen Tagen freiwillig in die Vereinigten Staaten ins Exil ging, um seiner Frau Peinlichkeiten zu vermeiden - werden verdächtigt, Bestechungsgelder im Zusammenhang mit Glücksspiel-Geschäften erhalten zu haben. Am 25. Juli wird das philippinische Parlament einen Antrag der Opposition gegen Frau Arroyo prüfen, wobei es unwahrscheinlich ist, dass Anklage gegen die Staatspräsidentin erhoben wird, da sie in beiden Parlamentskammern die Mehrheit besitzt. Unterdessen scheinen sich soziale Spannungen und Unzufriedenheit im Land nicht legen zu wollen. (PA) (Fidesdienst, 11/07/2005 - Zeilen, Worte)


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