AMERIKA/BRASILIEN - „Der gewaltsame Tod von Schwester Dorothy Stang zeigt wie wichtig es ist, dass die Hände und die Seelen der Menschen entwaffnet werden ohne sich einschüchtern zu lassen und durch ein geduldiges Bemühen um die Förderung einer wahren Kultur des Friedens“: Botschaft des Vorsitzes der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB)

Dienstag, 15 Februar 2005

Brasilia (Fidesdienst) - „Der Tod von Schwester Dorothy zu Beginn der Fastenzeit und der Kampagne der Brüderlichkeit zum Thema „Solidarität und Frieden“, zweit wie notwendig das ernsthafte Nachdenken über die Gründe der Gewalt und über Möglichkeiten zu deren Überwindung sind; er zeigt, wie wichtig es ist, dass die Solidarität in der brasilianischen Gesellschaft durch eine Politik vertieft wird, die die Achtung der Würde und der Rechte jedes einzelnen Menschen fördert und Gerechtigkeit und Frieden für alle sichert. Außerdem zeigt er wie wichtig es ist, dass die Hände und die Seelen der Menschen entwaffnet werden ohne sich einschüchtern zu lassen und durch ein geduldiges Bemühen um die Förderung einer wahren Kultur des Friedens“, heißt es in einer Botschaft des Vorsitzes der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB) zum Mord an Schwester Dorothy Stang. Die Ordensschwester aus der Kongregation der Schwestern von Notre Dame wurde am 12. Februar gegen 9.00 Uhr in Anapú im Südwesten des brasilianischen Bundesstaates Parà ermordet.
In ihrem Dokument bringt die Brasilianische Bischofskonferenz ihren Schmerz und ihre Ablehnung im Zusammenhang mit diesem Verbrechen und die Verbundenheit mit den Angehörigen von Schwester Dorothy Stang zum Ausdruck. Dieses Verbrechen, heißt es in der Botschaft, bringe auf tragische Weise das Thema der Gewalt auf die Tagesordnung und die Dringlichkeit der Suche nach Lösungen für soziale Fragen, die es im Land seit langem gibt, wie zum Beispiel eine echte Agrarreform, die Demarkation des Landbesitzes der indigenen Völker, die effektive Präsenz der Behörden in den neu besetzten Gebieten und eine aufmerksame Überwachung der Einhaltung der Gesetze.
Abschließend betont der Vorsitz der Bischofskonferenz, dass es nie gelingen wird „mit Gewalt eine friedliche Gesellschaft aufzubauen“. Allein durch die Kultur der Solidarität, des gegenseitigen Respekts und der Gerechtigkeit könne dies geschehen. Sodann wünschen sich die Bischöfe, dass das Opfer von Schwester Dorothy nicht umsonst gewesen sein möge, sondern dass ihr Vorbild für alle jene Ansporn bleibe, die sich den Armen, den Kleinen, den Ausgegrenzten und den Wehrlosen widmen und für alle, die an Kraft der Wahrheit und der Liebe glauben“.
Die 73jährige amerikanischen Missionsschwester Dorothy Stang war seit über 20 Jahren Mitarbeiterin der Kommission für die Landpastoral und engagierte sich dabei stets leidenschaftlich für das Leben und die Forderungen der Feldarbeiter insbesondere im brasilianischen Bundesstaat Parà. Nachdem sie 1999 die gewaltsamen Handlungen der „fazendeiros e grileiros“ denunzierte, hatte Schwester Dorothy wiederholt Morddrohungen erhalten. Wie das Sekretariat in Gioiania der Kommission für die Landpastoral mitteilt hatte Schwester Dorothy noch am 9. Februar bei einer öffentlichen Anhörung in Belém Anklage im Zusammenhang mit den erhaltenen Morddrohungen beim Sekretariat für Menschenrechte in der Person des Ministe4s Milmario Miranda, beim Agrarbeauftragten, Gercino Filho, und bei den zuständigen Behörden des Bundesstaates Parà eingereicht.
Als Anerkennung für ihr Engagement für die Armen hatte die Ordensschwester, die die brasilianische Staatsangehörigkeit angenommen war 2004 zur „Ehrenbürgerin von Parà“ ernannt worden. Im selben Jahr wurde sie für ihre Verdienste um den Schutz der Menschenrechte vom Verband der Brasilianischen Anwälte mit dem „José Carlos Castro“-Preis ausgezeichnet. (RZ) (Fidesdienst 15/02/2005 - Zeilen, Worte)


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