AFRIKA/ÄGYPTEN - Koptischer Bischof zum Todesurteil gegen Mursi: “Die Kirche ist in jedem Fall gegen die Todesstrafe”

Montag, 18 Mai 2015

Assiut (Fides) – Das Todesurteil gegen den ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mohamed Mursi führte zu heftigen Reaktionen in Ägypten und anderen Ländern, darunter die Türkei. Angeführt werden die Proteste vor allem von dern Muslimbrüdern, deren Mitglieder der im Juni 2013 gestürzte Präsident war, der ein Jahr zuvor demokratisch gewählt worden war.
“Die Reaktion der Islamisten”, so der koptisch-katholische Bischof von Assiut, Kyrillos William, “ist zum Teil auch gewaltsam. Während die meisten Menschen in Ägypten, das Todesurteil anscheinend begrüßen. Die Bevölkerung hat das unter der Regierung Mursi etragene Leid nicht vergessen. Nun warten wir auf die Stellungnahme des Großmufti der al-Azhar-Universität, der am 2. Juni das Urteil bestätigen wird oder dessen Umwandlung in eine andere Strafe, wie zum Beispiel lebenslange Haft beantragen kann”.
“Die Kirche”, so der Bischof von Assiut, “respektiert die Unabhängigkeit der Justiz, doch sie hält das Leben in jedem Fall für ein unantastbares Gut und ist gegen die Todesstrage. Doch diese Art von Urteil ist im ägyptischen Strafrecht weiterhin vorgesehen”. “Ich erinnere mich noch, als der ehemaligen Präsidenten Mubarak zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Damals forderten die Muslimbrüder, die das Land regierten, einen neuen Prozess, bei dem sie zum Tode verurteilt werden sollte. Die Frau eines Ministers, hatte mich um ein Gespräch gebeten und die Schwestern von Mutter Teresa besucht und sie nach ihrer Meinung dazu befragt. Die Schwestern sprachen von Mitleid und der Abschaffung der Todesstrafe, worüber die Frau des Ministers sich furchtbar aufregte. Ihre Ansicht nach musste Mubarak für die schweren Verfehlungen mit dem Leben bezahlen. Damals”, so Bischof William abschließen, “konnte ich den Untschied zwischen der christlichen Sichtweise, die die Kriterien des Erbarmens und des Mitgefühls auch der Justiz zugrundelegt, und einer ‚alttestamentlichen’ Mentalität, in der das Prinzip ‘Auge um Auge und Zahn um Zahn gilt’ sehr deutlich spüren. (GV) (Fides 18/5/2015).


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