AFRICA/EGITTO - Al Azhar: Wer terroristische Handlungen im Namen des Islam begeht ist nicht „ungläubig“

Montag, 15 Dezember 2014

Kairo (Fides) – Die al-Azhar-Universität mit Sitz in Kairo veröffentlichte eine Verlautbarung, in der die theologische Autorität des sunnitischen Islam betont, dass als “Ungläubige” nur Nichtmuslime bezeichnet werden dürfen. Dies gilt auch für den Fall, dass Muslime Verbrechen begehen.
Dabei bezeichnen dschihadistische Gruppen, wie der Islamische Staat (IS), gerne andrer Muslime als „ungläubig“. Auf der Grundlage ihrer Auslegung des Islam werden alle Muslime als „ungläubig“ bezeichnet, die nicht dieselbe Ideologie vertreten, was unter anderem auch deren Tötung rechtfertigt.
Dies war für die Theologen der al-Azhar-Universität Anlass ausdrücklich zu betonen, dass dschihadistische Kämpfer nicht “ungläubig” sind, auch wenn diese terroristische Handlungen im Namen ihrer islamistischen Ideologie begehen und sich dabei auf Verse des Korans beziehen.
Anfang Dezember hatte die al-Azhar-Universität zu einer internationalen Konferenz zum Thema Extremismus und Terrorismus eingeladen, deren Schlussdokument als wichtiges Signal der Verurteilung von islamistischer Gewalt betrachtet wird. “Alle Religionsvertreter, die an der Konferenz teilnahmen”, heißt es in der Erklärung, “wissen, dass sie kein Urteil über die Ungläubigkeit aussprechen können, unabhängig davon, welche Sünden ein Gläubiger begeht”.
Der koptisch-katholische Bischof von Guizeh, Aziz Mina, sieht keinen Widerspruch zwischen der Verurteilung des Terrorismus durch die al-Azhar-Universität und der Enthaltung, wenn es darum geht dschihadistische Gruppen als ungläubig zu bezeichnen. “Diejenigen die Terroranschläge verüben”, so der Bischof von Guizeh, “sind Terroristen und müssen dafür verurteilt werden, auch wenn sie sagen, dass sie im Namen Gottes und des Koran handeln. Wenn man sie als gottlos und ungläubig bezeichnet, dann versucht man das eigentliche Problem zu verbergen, d.h., die Verbreitung fanatischer Haltungen in den Reihen von Strömungen, deren Gewalt auf einer verzerrte Auslegung des Islam basiert”. (GV) (Fides 15/12/2014).


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