Vatikanstadt (Fidesdienst) – Am Freitag, den 17. Februar empfing Papst Franziskus in der Sala Clementina im Vatikan die Teilnehmer der Vollversammlung der Päpstlichen Missionswerke in Audienz. Es folgt der Text im Wortlaut (in eigener Übersetzung):
Es ist mir eine besondere Freude, liebe Brüder und Schwestern, dass ich erstmals euch, den Nationaldirektoren der Päpstlichen Missionswerke aus aller Welt begegne. Herzlich begrüße ich Kardinal Filoni, dem ich für seinen Dienst als Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und für die Worte, mit denen er sich in eurem Namen an mich gewandt hat, danke. Kardinal Filoni hat in diesen Tagen eine weitere Aufgabe: Er ist Lehrer. Er kommt zu mir und „lehrt mich die Kirche“. Ja er kommt zu mir und sagt mir: in dieser Diözese sieht es so aus, diese Diözese ist so und so beschaffen… Und ich lerne die Kirche durch seinen Unterricht kennen. Dafür bezahle ich ihn nicht extra… er tut dies gratis. Ich begrüße auch den Sekretär, Erzbischof Savio Hon Tai-Fai und den beigeordneten Sekretär, Erzbischof Protase Rugambwa und alle Mitarbeiter des Dikasteriums und der Päpstlichen Missionswerke, Priester, Ordensleute und Laien.
1. Ich möchte euch sagen, dass ihr für mich besonders kostbar seid, da ihr euch darum bemüht, dass der Evangelisierungsauftrag, als Grundauffassung jeder kirchlichen Tätigkeit, lebendig bleibt. Die missionarische Dimension ist Muster allen kirchlichen Handelns; er ist eine musterhafte Haltung. In der Tat ist der Bischof von Rom berufen, Hirte und nicht nur seiner Ortskirche, sondern aller Kirchen zu sein, damit das Evangelium bis an die äußerten Grenzen der Erde verkündet wird. Bei dieser Aufgabe stehen die Päpstlichen Missionswerke als privilegiertes Instrument in den Händen des Papstes, dem sichtbaren Prinzip der Einheit und Vielfalt der Kirche, zur Verfügung. (vgl. Konzilskonstitution Lumen Gentium, 23). Die Werke heißen „Päpstliche Werke“, weil sie dem Bischof von Rom zur direkten Verfügung stehen, mit dem spezifischen Ziel, dafür einzutreten, dass allen das kostbare Geschenk des Evangeliums zuteil wird. Sie sind sehr aktuell, und viel mehr auch heute noch notwendig, da es viele Völker gibt, die Christus noch nicht kennen und ihm noch nicht begegnet sind und es dringend notwendig ist, neue Formen und Wege zu suchen, damit die Gnade Gottes das Herz jedes Menschen berührt und sie zu ihm führt. Wir sind alle dazu einfache, aber wichtige Instrumente; wir haben das Geschenk des Glaubens empfangen und wir dürfen es nicht verstecken, sondern wir sollen es weitergeben, damit es den Weg vieler Brüder und Schwestern erleuchten kann.
2. Gewiss, es ist eine schwierige Mission, die uns erwartet, doch unter der Leitung des Heiligen Geistes wird es eine begeisternde Mission sein. Wir fühlen alle unsere Armut und Schwäche, wenn es darum geht, der Welt den kostbaren Schatz des Evangeliums zu bringen, doch wir müssen ständig die Worte des heiligen Paulus wiederholen: „Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt. Dies soll uns stets Mut machen: wir müssen wissen, dass die Kraft für die Evangelisierung von Gott kommt, sein ist. Wir sind berufen mehr und mehr das Wirken des Heiligen Geistes anzunehmen und bereit zu sein, uns als Instrumente der Barmherzigkeit Gottes zu verstehen, seiner Zuneigung, seiner Liebe zu allen Menschen, vor allem zu den Armen, Ausgegrenzten und Fernstehenden. Die ist für jeden Christen, für die ganze Kirche keine Option, es ist keine fakultative Mission, sondern sie ist wesentlich. Um es mit den Worten des heiligen Paulus zu sagen: „Wenn ich nämlich das Evangelium verkünde, kann ich mich deswegen nicht rühmen; denn ein Zwang liegt auf mir!“ (1 Kor 9,16). Das Heil Gottes ist für alle!
3. Euch gegenüber, liebe Nationaldirektoren, möchte ich die Aufforderung wiederholen, mit der sich Papst Paul VI. vor fast 50 Jahren an euch wandte, der euch bat, die universale Tragweite der Missionswerke zu bewahren, ‚die die Ehre, die Verantwortung und die Pflicht haben, die Mission zu unterstützen und die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen’ (vgl. Ansprache an die Päpstlichen Missionswerke, 14. Mai 1965: AAS 57 1965, 520). Werdet nicht müde, bei jeden Christen, von Kindheit an, einen wahrhaft universalen und missionarischen auszubilden, und die ganze Gemeinschaft dafür zu sensibilisieren, dass die Missionen, je nach den Erfordernissen, Unterstützung erhalten (vgl. Konzilsdekret Ad gentes, 38). Sorgt dafür, dass die Päpstlichen Missionswerke, ihrer jahrhundertelangen Tradition gemäß, die Kirchen durch ihre Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit offen machen für eine umfassende Dimension der Evangelisierungstätigkeit. Zurecht sind die Päpstlichen Missionswerke auch der Fürsorge der Bischöfe anvertraut, damit sie „im Leben der Ortskirchen verwurzelt sind“ (Statuten der Päpstlichen Missionswerke, Nr. 17); doch sie müssen tatsächlich zu einem privilegierten Instrument der Ausbildung eines universalen Missionsbewusstseins und einer zunehmenden Gemeinschaft und Kooperation der Kirchen bei der Verkündigung des Evangeliums in aller Welt werden. Angesichts der Versuchung, der Selbstbezogenheit der einzelnen Gemeinschaften – und diese Versuchung ist zunehmend verbreitet -, die sich nur um die eigenen Probleme kümmern, ist es eure Aufgabe, an die „missio ad gentes“ zu erinnern, ein prophetisches Zeugnis davon zu geben, dass das Leben der Kirche und der Kirchen die Mission ist, und zwar die universale Mission. Das Bischofsamt und alle anderen Ämter sind für das Wachstum christlicher Gemeinschaften mit Sicherheit wichtig, doch sie stehen auch im Dienst der Gemeinschaft zwischen den Kirchen bei der Evangelisierungstätigkeit. In diesem Kontext lade ich euch dazu ein, den jungen Kirchen ein besonderes Augenmerk zu widmen, die nicht selten in einem Klima der Schwierigkeiten, Diskriminierung oder sogar Verfolgung arbeiten, damit diese Unterstützung und Hilfe erfahren, wenn es darum geht, das Evangelium mit Worden und Taten zu bezeugen.
Liebe Brüder und Schwestern, ich möchte euch allen noch einmal danken und ermuntere euch, euch auch künftig dafür einzusetzen, dass die Ortskirchen ihre Verantwortung für die universale Mission der Kirche großzügig übernehmen. Ich rufe Maria, Stern der Evangelisierung, an und mache mir die Worte von Papst Paul VI. zu Eigen, die so aktuell sind, als ob sie gestern geschrieben worden wären. Er sagte: „Möge die heutige Welt, die manchmal ängstlich manchmal hoffnungsvoll nach der Botschaft des Evangeliums sucht, nicht traurigen und mutlosen Evangelisatoren begegnen, die ungeduldig und besorgt sind, sondern Dienern des Evangeliums, deren Leben Begeisterung ausstrahlt, die selbst die Freude Christi erfahren haben und das eigene Leben aufs Spiel setzen, damit das Reich Gottes verkündet und die Kirche im Herzen der Welt verwurzelt wird“ (Apostolisches Schreiben, Evangelii nuntiandi, 80). Danke.
Euch, euren Mitarbeitern, euren Familien und allen, die euch am Herzen liegen, eurer missionarischen Tätigkeit, erteile ich meinen Segen. (Fidesdienst, 18/05/2013)