PAKISTAN - Rimsha: Prozess erneut verschoben, Gegenseite lehnt medizinisches Gutachten ab

Donnerstag, 30 August 2012

Islamabad (Fidesdienst) – Im Fall des wegen Blasphemie angeklagten elfjährigen Mädchens Rimsha Masih gibt es weitere Komplikationen. Bei der gerichtlichen Anhörung beim erstinstanzlichen Gericht in Islamabad traf der Anwalt des Mädchens, Tahir Naveed Chaudry, die Anwälte der Gegenseite (in diesem Fall den jungen Mann, der als Augenzeuge Anzeige gegen Rimsha erstattet hatte), die das Gutachten, das eine medizinische Kommission über Rimsha erstallt hatte, nicht anerkannten. Der Richter veranlasste deshalb eine weitere Prüfung durch staatliche Experten (Amtsärzte und ranghohe Beamte) und verschob die Verhandlung auf den 1. September.
Der Anwalt Tahir Naveed Chaudry betont in diesem Zusammenhang: „Wir sahen uns erstmals mit den Anwälten der Gegenseite konfrontiert. Nun werden wir die die Prüfung des Gutachtens abwarten müssen. Danach wird das Gericht entscheiden. Ich glaube, dass mit der Verhandlung vom 1. September der Fall abgeschlossen werden wird. Wir sind zuversichtlich, was das Urteil anbelangt“.
Beobachter äußern gegenüber dem Fidesdienst, den Verdacht, dass die Anwälte der „Gegenseite“ von radikalislamischen Gruppen finanziert werden, die die Freilassung des Mädchens ablehnen. Vertreter solcher Gruppen sollen auch im Gerichtssaal anwesend gewesen sein. Unterdessen hatte Maulana Tahir Ashrafi vom „All Pakistan Ulema Council“ in den vergangenen Tagen gefordert, dass diejenigen, die die falsche Anklage auf den Weg gebracht haben (darunter der Imam der Moschee des Stadtviertels, in dem Familie von Rimsha wohnt) gesetzlich bestraft werden sollten. Damit wäre Rimsha Opfer eines Rechtsstreites. Unterdessen bestätigt der Anwalt des Mädchens, dass es dem Mädchen im Gefängnis „schlecht geht“. „Sie vermisst vor allem ihre Eltern“, so Chaudry.
Der Sekretär der Justitia-et-Pax-Kommission der Pakistanischen Bischofskonferenz, Peter Jacob, betont gegenüber dem Fidesdienst: „Es ist traurig, dass es wie im Fall Rimsha immer wieder zu falschen Anklagen wegen Blasphemie kommt: diese Tendenz ist in Pakistan deutlich zu erkennen und sollte gestoppt werden. Im ganzen Land herrscht jedoch große Sympathie für das Mädchen und die Medien berichten über den Fall: dies zeigt, dass das Interesse in der Gesellschaft und seitens der Medien und damit auch unter Muslimen wächst. Wir wünschen uns, dass es Maßnahmen geben wird, die den Missbrauch verhindern und unschuldige Opfer schützen. Ich glaube, dass die Debatte in den Medien die Vorraustetzungen für eine mögliche Änderung des Gesetzes schaffen könnte“. (PA) (Fidesdienst, 30/08/2012)


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