Managua (Fidesdienst) – Das Phänomen frühzeitiger Schwangerschaften bei Minderjährigen in Nicaragua wird zunehmend besorgniserregend. In einem der ärmsten Länder Lateinamerikas mit seinen rund 5,8 Millionen Einwohnern, wurden in den vergangenen 10 Jahren 1,3 Millionen Geburten registriert, wobei in 367.095 Fällen die Mütter minderjährig waren, darunter 172.535 Mädchen im Alter unter 14 Jahren. Damit sind 27% der Gebärenden minderjährig und davon 47% zwischen 10 und 14 Jahre alt. Im Jahr 2000 waren 31% der Mütter minderjährig.
Frauen im gebährfähigen Alter zwischen 10 und 49 Jahren machen in Nicaragua 65% der weiblichen Bevölkerung aus, davon sind 37% zwischen 10 und 19 Jahre alt. Das Phänomen der frühzeitigen Schwangerschaften in Nicaragua ist vor dem Hintergrund der weit verbreiteten Armut einzuordnen. Dies wiederum führt dazu, dass minderjährige Mädchen, die schwanger werden noch nicht die ausreichende biologische Reife erreicht haben. Sie leiden an Untergewicht und chronischer Ernährung und gebären untergewichtige und rachitische Kinder. Etwa 47% der jungen Mütter brechen die Schule ab. Wie aus den Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) des Jahres 2009 hervorgeht, entbinden jedes Jahr 16 Millionen Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren, rund 11% aller Geburten weltweit. Eine Studie der Organisation Quincho Barrilete aus dem Jahr 2011 belegt, dass 60% der Mädchen in Managua zu Geschlechtsverkehr mit Verwandten, Klassenkameraden, Nachbarn oder sogar Eltern gezwungen wurden. Das Strafgesetz des Landes sieht vor das Geschlechtsverkehr mit Kindern im Alter unter 14 Jahren strafbar ist. Die Strafen reichen von 12 bis 15 Jahren Haft. Die Studie mit dem Titel: „Indignation: Statistics on Sexual Violence in Nicaragua 2011“ belegt, dass rund 40% der Vergewaltigungsopfer im Land keinen Zugang zur Justiz haben. (AP) (Fidesdienst, 28/08/2012)