AFRIKA/ÄGYPTEN - Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke: „Die katholische Kirche in Ägypten muss ihre Rolle neu definieren“

Donnerstag, 10 Mai 2012

Rom (Fidesdienst) – „Die katholisch Kirche in Ägypten befindet sich in ein Phase der Neudefinierung der eigenen Rolle“, so der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Ägypten, Pfarrer Nabil Fayez Antoun, der sich zurzeit anlässlich der Generalversammlung der Päpstlichen Missionswerke in Rom aufhält, zum Fidesdienst. „Die ägyptische Gesellschaft ist in Bewegung und für die Kirche ist der Moment geglommen, darüber nachzudenken, ob sie den Dienst an der kleinen christlichen Glaubensgemeinschaft vorziehen soll oder ob sie sich weiter öffnen und in den Dienst des ganze ägyptischen Volkes stellen soll“, so P. Antoun.
„Es gibt unsererseits bereits Zeichen einer größeren Öffnung. Wir bilden zum Beispiel junge Menschen für eine spätere Tätigkeit im politischen Bereich aus, bei der sie sich in den Dienst der ganzen ägyptischen Gesellschaft stellen. Ich persönlich organisiere Treffen zwischen christlichen und muslimischen Jugendlichen. In Ägypten fehlen Orte der Begegnung zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens, an denen sie über gemeinsame Probleme sprechen können“, so der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Ägypten.
Zu den Herausforderungen, mit denen sich auch die katholische Kirche in Ägypten konfrontiert sieht, gehören nach Ansicht von Pfarrer Nabil Fayez Antoun, die Säkularisierung infolge der finanziellen Globalisierung auf der ganzen Welt. „Die Globalisierung ist wie ein Tsunami, der alle mitreißt“, so P. Antoun. „Auch in Ägypten sind die Auswirkungen der Säkularisierung zu spüren: viele Familien lösen sich auf und es gibt zahlreiche Abtreibungen, über die man zwar nicht spricht, die aber trotzdem stattfinden“.
„Islamistische Fundamentalisten sind als Reaktion auf diese Entwicklung zu betrachten. Sie wollen eine Mauer errichten, um die Gesellschaft vor der Kultur der Globalisierung zu schützen. Es scheint als ob sie angreifen, doch in Wirklichkeit befinden sie sich in einer Verteidigungshaltung“, so P. Antoun abschließend. (LM) (Fidesdienst, 10/05/2012)


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