AFRIKA/MALI - Christen im Norden Malis in Gefahr

Donnerstag, 12 April 2012

Bamako (Fidesdienst) – „Christen fühlen sich gefährdet, sie sind verängstigt und verstecken sich. In Gao wurden bereits eine Kirche und verschiedene andere kirchliche Einrichtungen zerstört (vgl. Fidesdienst vom 03/04/2012). Auch verschiedene Bars und Hotels in Privatbesitz wurden verwüstet“, so der Sprecher der Bischofskonferenz von Mali, Pfarrer Edmond Dembele, zum Fidesdienst. Die humanitäre Situation spitzt sich zu und es wird eine beginnende Lebensmittelknappheit spürbar.
„Die islamistischen Bewegungen scheinen auf militärischer Ebene wichtiger geworden zu sein als die MNLA Unabhängigkeitsbewegung für den Azawad). Die Islamisten kontrollieren bereits Timbuktu und Kidal während sie sich in Gao die Kontrolle mit den Mitglieder der MNLA teilen“, so Pfarrer Dembele weiter.
Unter den islamistischen Bewegungen, die im Norden Malis Kämpfen befindet sich auch die „Ansar la Din“. „Eine weitere Bewegung mit demselben Namen ist im Süden Malis aktiv. Es handelt sich um eine sehr offene und tolerante Vereinigung, deren Vorsitzender im Fernsehen eine Verlautbarung verlas, in der er betont, dass seine Organisation nichts mit der gleichnamigen Bewegung zu tun hat, die im Norden kämpft. Im Unterschied zu den Milizionären sei seine Vereinigung gegen die Entführung der Sharia in Mali, da Mali ein säkularer Staat ist und bleiben soll’“, so Dembele weiter.
Unterdessen zeichnet sich die Gefahr ab, dass die Unabhängigkeitskämpfer und die Islamisten gegeneinander um die Kontrolle über die besetzten Gebiete im Norden kämpfen. Wie Pfarrer Dembele mitteilt „verfolgen die beiden Rebellenbewegungen, die im Norden kämpfen nicht dieselben Ziele. Die MNLA kämpft für die Unabhängigkeit einer Region, während Ansar al Din die Sharia im ganzen Land einführen will. Sie haben gemeinsam gegen die regulären Streitkräfte gekämpft, doch nun haben sie keinen gemeinsamen Feind mehr und es wird befürchtet, dass die Unabhängigkeitskämpfer und die Islamisten nun gegeneinander kämpfen“.
In der Hauptstadt Bamako wurde unterdessen der Präsident des Parlaments, Dioncounda Traoré, als „Interims“-Präsident in sein Amt eingesetzt. Auf der Grundlage von Vereinbarungen zwischen den Putschisten, die die Macht am 22. März übernahmen, und der Union der westafrikanischen Staaten CEDEAO, die den Staatsstreich verurteilte, wird Traoré das Land während der kommenden 40 Tage leiten, bis neue Organe geschaffen werden, die die Übergansphase während der Vorbereitung von Neuwahlen fortsetzen werden. Dabei soll auch versucht werden, die Kontrolle über den Norden des Landes zurück zu gewinnen. (LM) (Fidesdienst, 12/04/2012)


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