AFRIKA/ÄGYPTEN - Muslimbrüder stellen eigenen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl auf: Beobachter sind gespalten

Montag, 2 April 2012

Kairo (Fidesdienst) – Der Beschluss der Muslimbrüder einen eigenen Kandidaten für die ägyptische Präsidentschaftswahl aufzustellen, stößt bei Beobachtern im In- und Ausland auf unterschiedliche Reaktionen.
Am Sonntag, den 1. April gab die Leitung der Muslimbrüder die Kandidatur des 62jährigen Geschäftsmanns Khairat el Shater bekannt, der als einer der wichtigsten Finanzgeber der Bewegung gilt. Die Ankündigung der Kandidatur von el Shater stimmt nicht mit dem Versprechen überein, dass die Bruderschaft vor einem Jahr gemacht hatte, das besagte, dass man keinen eigenen Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl aufstellen werde.
Die Muslimbrüder haben bereits die Mehrheit im Parlament und in der Verfassungsgebenden Versammlung (aus der sich nach den Laien auch die Vertreter der koptisch-orthodoxen Kirche zurückgezogen haben). Sollte ihr Kandidat Staatsoberhaupt werden, dann würde die Bruderschaft alle Zentren der politischen Macht kontrollieren. Eine Macht der nur noch die Militärs entgegenstehen, die immer noch einen beachtlichen Teil der Wirtschaft kontrollieren.
Einige Beobachter beurteilen die Kandidatur eines eigenen Kandidaten der Muslimbrüder als offene Konfrontation mit dem Obersten Militärrat, der seit dem Sturz Mubaraks die Exekutive innehat. Andere vermuten hinter der Kandidatur von el Shater eine Absprache über die Machtaufteilung zwischen der Bruderschaft und der Spitze der Armee. Wieder andere nehmen an, dass dieser Schritt der Bruderschaft ein Versuch sein könnte, den salafistischen Gruppen entgegenzutreten, die ebenfalls einen eigenen Kandidaten aufgestellt haben. (LM) (Fidesdienst, 02/04/2012


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