AFRIKA/ÄGYPTEN - Unter den Demonstranten auf dem Tahrir-Platz sind auch Mitglieder gewaltbereiter Gruppen

Freitag, 3 Februar 2012

Kairo (Fidesdienst) – „Wir werden sehen, ob es nach dem Freitagsgebet neue Ausschreitungen geben wird. Leider sind solche Ausschreitungen eher wahrscheinlich“, so einheimische Beobachter aus Kairo zum Fidesdienst, wo es gestern vor dem Innenministerium zu Unruhen kam. Ebenfalls am gestrigen 2. Februar wurden in Suez zwei Demonstranten getötet und 30 verletzt, die an einer Kundgebung für die 74 Opfer der Gewalt im Anschluss an ein Fußballspiel in Port Said teilgenommen hatten.
„Die Jugendlichen auf dem Tahrir-Platz sind nicht mehr die dieselben, die die Revolution auf den Weg gebracht haben, die vor einem Jahr zum Sturz von Mubarak führte“, so der Beobachter zum Fidesdienst. „Unter dem Demonstranten auf dem Tahrir-Platz befinden sich heute auch Mitglieder gewaltbereiter Gruppen, die für das Land keine Perspektive sehen. In den Reihen der Gruppen, die sich zu den Protesten versammeln, gibt es auch Personen, die unter der Revolution gelitten haben: viele haben Angehörige verloren oder wurden selbst schwer verletzt. So kam es zu einer Spirale der Gewalt, auch weil die Anführer der Unterdrückung immer noch an der Macht sind.“
„Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass es Provokateure gibt, die die Ordnung absichtlich stören“, so der Beobachter weiter. „Es ist ein alter Trick: je mehr der Eindruck des Chaos entsteht, umso mehr sind die Menschen bereit, im Namen der Sicherheit Einschränkungen der zivilen Rechte zu akzeptieren. Dies würde eine Verlängerung der Notstandsgesetze ermöglichen, die den Militärs, die immer noch die Exekutive innehaben, umfassende Befugnisse erteilen.“
„Wenn wir die Internetseiten der Muslimbrüder anschauen“, so der Beobachter weiter, „sehen wir, dass diese sich von der Gewalt distanzieren und dazu tendieren, wie dies früher geschah, zu behaupten, dass die Gewalt von ‚Ausländern’ provoziert wird. Dies soll vermitteln, dass alle, die sich gegen die Regierung wenden, das Vaterland verrät. Doch bisher sind die Muslimbrüder noch nicht an der Regierung und befinden sich in einer Position, die sie zwischen der Armee und dem Rest der Bevölkerung ansiedelt“, so der Beobachter abschließend. (LM) (Fidesdienst, 03/02/2012)


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