AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Mögliche Spannungen nach der Präsidentschaftswahl: Nach der Wiederwahl Kabilas beanstandet der Oppositionsgegner die Wahlergebnisse

Samstag, 10 Dezember 2011

Kinshasa (Fidesdienst) – „Wir müssen abwarten, was Etienne Tshisekedi tun wird, nachdem er mehrmals bekannt gegeben hat, dass der selbst die Wahl gewonnen habe“, so P. Loris Cattani, der als Xaverianer Missionar lange Zeit in der Demokratischen Republik Kongo tätig war, wo am gestrigen 9. Dezember der scheidende Präsident Kabila im Amt bestätigt wurde. Die Präsidentschaftswahl hatte am 28. November stattgefunden.
Wie aus den Daten hervorgeht, die die Unabhängige Wahlkommission veröffentlicht, hat Kabila 8.830.994 Stimmen (48,95%) erhalten während sein größter Herausforderer Tshisekedi insgesamt 5.864 Stimmen (32,33%) auf sich vereinigte. Letzterer erklärte, er sei Opfer eines Wahlbetrugs, da nach den Daten über die er verfüge sein Stimmanteil bei 54% liege und Kabila nur 26% der Stimmen erhalten habe. „Ich betrachte dies Wahlergebnisse als eine Provokation gegenüber dem Volk und lehne sie deshalb strikt ab“, so Tshisekedi wörtlich, „Demzufolge betrachte ich mich ab heute als Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo“.
In Kinshasa sind zahlreiche Soldaten stationiert und kaum jemand ist auf den Straßen unterwegs. „Die Sicherheitsmaßnahmen blockieren jeglichen Protest in der Hauptstadt, doch man wird die nächsten Stunden abwarten müssen“, so P. Loris.
Zu den Reaktionen in anderen Teilen der Demokratischen Republik Kongo sagt P. Loris er habe von Augenzeugen erfahren, dass „die Menschen in Goma (Hauptstadt des Nordkivu im Nordosten des Landes) gestern feierten“.
„Vorausgesetzt, dass wir einige Tage warten müssen, um die Wahlergebnisse zu kommentieren, habe ich den Eindruck, dass der Stimmenanteil, den Kabila erhielt, weit weniger ‚stalinistisch’ ist, als in einigen Nachbarländern, wo er bei 98% liegt. Dies ist nach meiner Ansicht bereits ein positives Indiz für einen korrekten Wahlverlauf, auch wenn auf lokaler Ebene von Unregelmäßigkeiten berichtet wird. Die Unabhängige Wahlkommission hat jedoch wahrscheinlich korrekte Informationen erhalten, da Kabila nicht einmal 50% der Stimmen erhielt. Dabei handelt es sich jedoch um meinen persönlichen Eindruck kurz nach Bekanntgabe der Ergebnisse“, so der Missionar.
Im Hinblick auf die von Tshisekedi bekannt gegebenen Daten erinnert Pater Loris daran, dass „Tshisekedi bereits am 30. November Ergebnisse bekannt gab, die ihn als Sieger bestätigten, doch es ist kaum möglich, dass er innerhalb so kurzer Zeit bereits im Besitz solcher Daten war“.
Während die Lage in Kinshasa weiterhin angespannt bleibt, kam es bereits zu Zusammenstößen mit Anhängern von Tshisekedi in einigen ausländischen Hauptstädten. „Die kongolesische Diaspora ist sehr aktiv, wenn es um die Unterstützung der Partei Tshisekedis geht“, so P. Loris. „In Brüssel, Paris, London, Toronto, Johannesburg und Pretoria und auch in Italien gibt es viele Kongolesen, die die Opposition unterstützen.“
„Nachdem er bereits derartige Erklärungen abgegeben hat, wird Tshisekedi nicht mehr zurück können. Wir werden sehen, wie er sich in den kommenden Tagen äußern wird. (LM) (Fidesdienst, 10/12/2011)


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