AFRIKA/ÄGYPTEN - Missionar aus Kairo: „Die Lage ist relativ ruhig doch der morgige Freitag wird ein entscheidender Tag sein“

Donnerstag, 24 November 2011

Kairo (Fidesdienst) – „Wir werden den morgigen Freitag abwarten, um zu sehen, wie die Situation sich entwickelt“, so P. Luciano Verdoscia, der als Comboni Missionar seit vielen Tagen in Kairo tätig ist, zum Fidesdienst, wo nach den jüngsten Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten, bei denen zahlreiche Menschen ums Leben kamen, wieder relative Ruhe herrscht. Die ägyptische Armee brachte unterdessen den Angehörigen der Opfer über „Facebook“ das eigene Beileid zum Ausdruck und versprach „rasche Ermittlungen im Zusammenhang mit den Zwischenfällen“. Für den morgigen Freitag haben die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz eine neue Großdemonstration angekündigt.
„Ich glaube, dass die Ereignisse der vergangenen Tage das politische Bewusstsein der Demonstranten und ihre Anhänger geschärft hat, was die Risiken anbelangt, denen der demokratische Prozess ausgesetzt ist. Unter anderem gab es Gerüchte über eine mögliche geheime Absprache zwischen Militärs, Muslimbrüdern und Salafiten“, so P. Luciano Verdoscia. „Dazu kam es, weil vermutet wird, dass die Militärs eine islamische Regierung einer zivilen Regierung vorziehen, um die eigene politische Macht in der Zukunft zu sichern. Unter anderem wurde der Vertreter der Muslimbrüder vom Tahrir-Platz verwiesen, weil man nicht möchte, dass politische Kräfte die Proteste für die eigene Wahlkampagne nutzen“.
„Auf der anderen Seite“, so der Missionar weiter, „müssen wir berücksichtigen, dass Ägypten nicht nur aus Studenten und Intellektuelle besteht, sondern vor allem aus Menschen, die auf dem Land oder in armen Stadtvierteln leben, die sich darum sorgen müssen, ob sie sich eine Gasflasche besorgen können oder Genug zu Essen haben, und die sich über die Religion identifizieren. Diese Menschen hören auf den Imam in der kleinen Landmoschee. Wenn die Jugendlichen Demonstranten, die Intellektuellen und die Medien auf Machtspiele hinweisen, wie ich sie zuvor genannt habe, dann wird dies jedoch dem Demokratisierungsprozess des Landes gut tun“, so P. Verdoscia abschließend. (LM) (Fidesdienst, 24/11/2011)


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