ASIEN/MALAYSIA - Direktor der Bistumszeitschrift „Herald“: „Die Zivilgesellschaft fordert mehr Legalität und weniger Korruption und es handelt sich dabei um eine religionenübergreifende Bewegung“

Samstag, 9 Juli 2011

Kuala Lumpur (Fidesdienst) – „Es handelt sich um eine religionenübergreifende Bewegung, die in der Zivilgesellschaft entstanden ist, ohne politische Etikette. Und sie bewegt etwas in der Nation“. Sie ist Sprachrohr legitimer Forderungen und fordert einen Wandel, mehr Transparenz und die Bekämpfung von Korruption auf den hohen Ebenen der Regierung. Ich glaube, dass die Bewegung der Gesellschaft des Landes sehr positive Impulse geben wird“, so Pfarrer Lawrence Andrew Direktor der Bistumszeitschrift der Erzdiözese Kuala Lumpur „Herald“. Die von dem katholischen Geistlichen geleitete Bistumszeitschrift stand vor einem Jahr im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses im Zusammenhang mit einem Streit zwischen katholischen Kirche und Regierung über die Benutzung des Begriffs „Allah“ für Nichtchristen, der unter anderem auch rechtliche Schritte nach sich zog.
Der Fidesdienst bat den katholischen Priester um einen Kommentar zur heutigen Kundgebung in der Landeshauptstadt (vgl. Fidesdienst vom 09/07/2011) zu der das Forum „Bersih 2.0“ einlädt. Die Polizei ließ unterdessen die Zufahrtsstraßen sperren und verhaftete 600 Aktivsten. Rund 20.000 Demonstranten wurden an der Teilnahme an der Kundgebung gehindert.
„Die Bewegung ist an der Basis entstanden“, so Pfarrer Andrew, „und zwar auf Betreiben von Nichtregierungsorganisationen, die sich für den Schutz von Menschenrechten, Rechten der Frauen und für Freiheit und Transparenz in der Politik einsetzen. Es verbergen sich keine politischen Parteien dahinter, obschon einige Vertreter der Oppositionsparteien bereits ihre Sympathie zum Ausdruck brachten. Dies ist ein wichtiges Zeichen eines Wandels in der Gesellschaft, und insbesondere unter den Jugendlichen, die den Wunsch nach mehr Demokratie, Transparenz und Legalität hegen. Ausgangspunkt war eine Änderung des Wahlprozesse mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen, um schließlich unter einem weiteren Blickwinkel eine globale Reform zu fordern“.
P. Andrew betont, dass die Bewegung auch von den christlichen Glaubensgemeinschaft in Malaysia und von den Gläubigen anderer Religionen unterstützt wird, wobei er eine „geheime finanzielle Unterstützung“ durch christliche Gemeinden im Ausland jedoch kategorisch ausschließt: „Die Christen beteiligen sich an der Bewegung: sie unterstütz deren Zeile, so wie dies auch Hindus, Muslime, und Anhänger anderer Religionen tun. Zu den Hauptfiguren der Bersih-Bewegung gehört auch der junge christliche Anwalt Edmund Bon. Angeführt wird die Bewegung jedoch von einer Frau; der hinduistischen Anwältin Ambiga Sreenewasan, die vor allem für ihr Engagement zum Schutz der Rechte und der Freiheiten bekannt ist“.
Auf politischer Ebene, so P. Andrew, „scheint die Regierung der UMNO (United Malays National Organisation) allergisch gegen jede Art von Dialog mit der Opposition: über Jahrzehnte hinweg hat sie mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit das Land regiert, und erst 2008 ging der Anteil auf immer noch über 50% zurück. Heute scheint die Regierung auch vor hartem Durchgreifen nicht zurückzuschrecken, doch dies ist ein Zeichen der Schwäche, da es nicht den Forderungen entspricht, die heute in der Gesellschaft laut werden. Auch Premierminister Najib Razak zeigt Schwäche: in den Reihen der eigenen Partei gibt es einen Führungskampf. Auf jeden Fall glaube ich nicht, dass diese Regierung zu einem Dialog fähig ist, dass es einen Verhandlungstisch geben wird, an dem die Bersih-Bewegung ihre Forderungen vortragen kann.“
Auf die Frage, ob man die Bewegung mit den Protesten in der arabischen Welt vergleichen kann, antwortet der katholische Geistliche: „Es gibt eine gewisse Ähnlichkeit, da ein Mentalitätswandel, eine neue politische Kultur und neue Beziehungen zwischen Gesellschaft und Politik sowie ein neues Machtkonzept im Zeichen des Dienstes an der Gesellschaft und am Gemeinwohl gefordert werden. Es wird an die Rechte der Bürger, unabhängig von deren ethnischer und religiöser Abstammung erinnert. Dies ist ein Zeichen für die Reife der malaiischen Zivilgesellschaft und bereits dies ist Anlass zu neuer Hoffnung für das Land“. (PA) (Fidesdienst, 09/07/2011)


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