Monrovia (Fidesdienst) – Liberia befindet sich seit den 80ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der Krise. Damals war durch einen Staatstreich unter Sergeant Samuel K. Doe im April 1980 die jahrhunderte lange Herrschaft der so genannten „Afroamerikaner“ beendet worden. Das Land war von ehemaligen amerikanischen Sklaven regiert worden, die nach ihrer Befreiung im 19. Jahrhundert einen neuen Staat Liberia gegründet hatten, wo sie, wie bereits der Name besagt, endlich frei leben konnten. Die Neuankömmlinge behandelten jedoch die Einheimischen nicht gleichberechtigt, so dass bald eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Ungleichheit entstand: ein Großteil des Besitzes befand sich in den Händen von nur 3% der Bevölkerung (die „amerikanischen“ Familien).
Der Staatsstreich unter Doe brachte dem Land eine entscheidende Wende, denn erstmals übernahmen damit Vertreter der Einheimischen Stämme die Macht, was die politische Lage im Land jedoch nicht stabiler werden ließ. Seit 1980 bis heute folgten einander Staatsstreichen und politische Krisen, die im Land tiefe Spuren hinterließen. 1989 gründete der von den amerikanischen Sklaven abstammende Charles Taylor eine Guerilla-Bewegung. 1990 ermordete einer seiner Verbündeten, Prince Johnson, den damaligen Präsidenten Doe. Es folgte eine Zeit, in der sich verschiedenen Rebellen-Fraktionen in blutigen Gefechten gegenseitig bekämpften. Dank der Vermittlung der Nachbarländer fanden 1997 Wahlen statt, bei denen Taylor gewann. Als politischer Machthaber mischte er sich dann in die Angelegenheiten der Nachbarländer ein. Er kontrollierte unter anderem auch die Ruf-reellen in Sierra Leone. Über Liberia exportierte die RUF Diamanten, mit deren Ertrag sie die kriegerischen Handlungen im eigenen Land finanzierten.
Auf diese Weise kam es dazu, dass sich die Krise in Liberia zunehmend mit den Krisen in den Nachbarländern überschnitt: Sierra Leone, Guinea und zuletzt auch Cote d’Ivoire (Elfenbeinkünste). Geschäfte mit Waffen, Diamanten und anderen Ressourcen in Westafrika laufen über Monrovia.
1999 entstand in Liberia schließlich die LURD (Vereinigte Liberianer für Versöhnung und Demokratie), die von den Nachbarländern unterstützt wurde, die damit ein Druckmittel gegen die Unterstützung der Guerillagruppen im eigenen Land durch Taylor besaßen. Vor wenigen Monaten wurde eine weitere Rebellenbewegung mit dem Namen MODEL (Bewegung für Demokratie in Liberia) gegründet, deren Milizen vor allem an der Grenze zu Cote d’Ivoire agieren.
Liberia ist ein zentraler Punkt, wenn es darum geht die blutigen Konflikte in Westafrika zu beenden. Im September 2002 wurde deshalb eine Kontaktgruppe für Liberia geschaffen, der die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich angehören. Auch die Vereinten Nationen, die Europäische Union und die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft versuchen zur Überwindung der Krise beizutragen. Am 17. Juni hatten die Regierung und die beiden Rebellengruppen des Landes in Ghana ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Es sollte innerhalb von 30 Tagen ein definitives Friedensabkommen folgen. Außerdem sah es eine Übergangsregierung ohne Beteiligung Taylors vor. Doch innerhalb weniger Tage wurde der Waffenstillstand gebrochen und die Kämpfe waren wieder aufgeflammt.
(LM) (Fidesdienst 27/6/2003 – 40 Zeilen, 455 Worte)