ASIEN/MYANMAR - Bürgerkrieg, Gewalt, Rache: 10.000 christliche Flüchtlinge aus dem Volk der Kachin sind in Not

Freitag, 24 Juni 2011

Myitkyina (Fidesdienst) – „Die Gefechte werden immer heftiger, Regierungssoldaten schrecken auch nicht davor zurück, Gräueltaten und Racheakte unter der Zivilbevölkerung zu verüben; über 10.000 vorwiegend christliche Flüchtlinge aus dem Volk der Kachin werden Opfer der Gewalt“, so ein Priester aus der Diözese Myitkyina (Nordmyanmar) im Gespräch mit dem Fidesdienst. Der katholische Geistliche will aus Sicherheitsgründen anonym bleiben. Der Priester ist sehr besorgt im Hinblick auf die Bürgerkriegssituation, die seit über zwei Wochen im Staat Kachin (einer der insgesamt 14 birmanischen Staaten) herrscht, der zur katholischen Diözese Myitkyina gehört (vgl. Fidesdienst vom 16/06/2011). Es bekämpfen sich in der Region Regierungssoldaten und die Rebellen der „Kachin Independent Army“: über den Verlauf gibt es nur wenig Informationen, nachdem die Regierung „die Strom- und Telefonverbindungen unterbrochen hat und damit ein Großteil der Region isoliert wurde“, so der Priester.
Die Unruhen begannen, nachdem die birmanische Regierung Vereinbarungen mit China über den Bau eines Staudamms traf, aus dem ein Wasserkraftwerk in Kachin gespeist werden soll. Die Zentrale, die auch die chinesische Bevölkerung mit Strom versorgen soll, wird infolge der Überflutung verschiedener Dörfer dazu führen, dass viele Menschen aus dem Volk der Kachin die Region verlassen müssen, was Auslöser der Proteste war. Die Verhandlungen in den vergangenen Monaten blieben erfolglos „weil ein Teil der Militärs nicht gewillt ist, die Rechte ethnischer Minderheiten zu respektieren“. Die Episode wurde vielmehr zum „casus belli“ und führte zu einer gewaltsamen Unterdrückung der Kachin.
„Heute fliehen über 10.000 Menschen, fast alle Christen vor dem Konflikt“, so der Priester, und suchen dabei jenseits der Grenze zu China und Indien Zuflucht. Hunderte Binnenflüchtlinge sind unter anderem in christlichen Kirchen und buddhistischen Tempeln untergebracht. Die Situation ist besonders dramatisch, da die Bevölkerung bereits in Armut lebt und nun völlig erschöpft ist.“
Da sich die Rebellen oft in den Wäldern versteckt halten, „schrecken die Soldaten der birmanischen Armee, wen sie in die Dörfer der Kachin einfallen nicht vor Gewalt und Gräueltaten gegen Zivilsten zurück und üben an ihnen Rache“, do der Beobachter in einem Kommentar zu Berichten über systematische Vergewaltigungen in der Region. „Wir können diese schreckliche Nachricht zwar nicht direkt bestätigen, doch ich halte es für möglich: in Kriegen werden stets Schandtaten verübt und in der Vergangenheit hat die Armee immer wieder unter Beweis gestellt, dass sie, wie im Fall der Karen, der Shan und nun auch der Kachin oder anderer Volksstämme, die auf birmanischen Gebiet leben, auch vor ethnischer Säuberung nicht zurückschreckt“, so der Priester weiter.
Angesichts dieser schrecklichen Lage „tut die Ortskirche in Myitkyina ihr Möglichstes, damit die Vertriebenen untergebracht werden können und Beistand und Trost erhalten. Dabei fordern wir die Menschen auch auf, sich gegenseitig zu helfen. Priester, Ordensleute und Gläubige in der Region beten unermüdlich für den Frieden und vertrauen ihre Nöte dem göttlichen Vater an“. (PA) (Fidesdienst, 24/06/2011)


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