AFRIKA/LIBERIA - Rückführungsprogramm für 340.000 liberianische Flüchtlinge gestartet: Es handelt sich um eine der größten Rückführungsmaßnahmen des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen

Donnerstag, 30 September 2004

Rom (Fidesdienst) - Am 1. Oktober wird mit einem dreijährigen Rückführungsprogramm für rund 340.000liberianische Flüchtlinge, die sich infolge eines 14jährigen Bürgerkrieges in verschiedenen afrikanischen Ländern aufhalten, eine der größten Rückführungsmaßnahmen des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) in Westafrika beginnen. Dies geht aus einer Verlautbarung des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen hervor, die dem Fidesdienst vorliegt. Das UNHCR hat drei verschiedene Abkommen mit den Regierungen in Guinea, Sierra Leone und Cote d’Ivoire unterzeichnet, die den rechtlichen Rahmen für die Rückführungsoperationen definieren. Am 22. September war bereits ein ähnliches Abkommen mit Ghana unterzeichnet worden.
Das Rückführungsprogramm kann gestartet werden, nachdem die liberianische Regierung vor zwei Wochen bekannt gegeben hatte, dass in 15 Verwaltungsbezirke im Westen und im Nordosten Liberias die Sichereitsbedingungen für eine Rückkehr der Flüchtlinge gewährleistet sind. Zu den Hauptvoraussetzungen für eine sichere Rückführung gehören die Entwaffnung und die Präsenz ziviler Behörden, die Bereitschaft zur freiwilligen Rückkehr, Maßnahmen zur Wiederherstellung der grundlegenden Dienstleistungen und der bedingungslose Zugang für Hilfsorganisationen. Gegenwärtig führt das UNHCR Rückführungen ausschließlich in sichere Regionen Liberias durch. Um den Flüchtlingen eine bewusste Entscheidung für eine Rückkehr in das eigene Land zu ermögliche, wurden in den Asylländern sowohl unter Asylanten in den Städten als auch unter den Bewohnern der Flüchtlingslanger entsprechende Informationskampagnen zur Situation in Liberia durchgeführt.
Der erste Flüchtlingskonvoi mit Flüchtlingen aus dem Osten von Sierra Leone wird die Camps in Gondama und Tobanda Ende dieser Woche verlassen. Für eine Strecke von insgesamt 228 Kilometer sind angesichts der schlechten Straßenlage drei Reisetage vorgesehen. Die Flüchtlinge werden nach Bo Waterside in Westliberia gebracht. Am Freitag, den 1. Oktober wird ein Flugzeug mit 100 Kilometer von Accra (Ghana) in die liberianische Hauptstadt Monrovia fliegen. Am 4. Oktober werden die ersten Kovois aus Guinea in Liberia ankommen-
Bei ihrer Ankunft in Liberia werden die Flüchtlinge vor ihrer endgültigen Rückkehr in die Bestimmungsorte zunächst ein paar Tage in Übergangszentren untergebracht werden, wo sie mit Wasser, warmen Mahlzeiten und Medikamenten versorgt werden. Im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung werden sie auch über HIV/AIDS informiert. Außerdem werden sie ein so genanntes Rückkehrerpaket erhalten, das Lebensmittelrationen für vier Monate enthält, die vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen zur Verfügung gestellt werden. Außerdem erhalten sie Plastikplanen, Werkzeuge zur Reparatur oder zum Bau von Wohnungen, Wasserkanister, Kochutensilien, Seife, Wasser und Artikel für die persönliche Hygiene. Wer in ländliche Gebiete zurückkehrt erhält auch landwirtschaftliche Geräte.
Während des Kriegs wurden in Liberia weiter Landesteile zerstört. Das UNHCR führt deshalb in den Gebieten, in die die Flüchtlinge zurückkehren, gezielte Maßnahmen zum Wiederaufbau durch. Dabei werden Schulen, Straßen, Wasser- und Abwasserleitungen gebaut. Die Rückführung wird über dem Luft-, Wasser- und Landweg abgewickelt. Nach Vorhersagen des UNHCR sollen bis Ende des Jahres rund 100.000 Flüchtlinge nach Liberia zurückkehren. Dabei wurden sowohl die spontan zurückkehrenden Flüchtlinge als auch die von dem Hilfswerk betreuten Rückkehrer berücksichtigt. Bisher kehrten bereits 50.000 Menschen oft unter unsicheren Bedingungen nach Liberia zurück.
Im Dezember 2003 gab es in der Region insgesamt 340.000 Flüchtlinge, darunter 149.000 in Guinea, 74.000 In Cote d’Ivoire, 67.000 in Sierra Leone, 42.000 in Ghana, 6.000 in Nigeria, 750 in Gambia und 1.150 in verschiedenen anderen Ländern, darunter Senegal und Mali. Außerdem soll es in Liberia selbst rund eine halbe Million Binnenflüchtlinge geben. Das UNHCR plant die Zahl der Rückkehrer wie folgt: 100.000 im Jahr 2004, 154.000 im Jahr 2005, 65.000 im Jahr 2006. (LM) (Fidesdienst, 30/09/2004 - 52 Zeilen, 564 Worte)


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