Lahore (Fidesdienst) - Es gibt eine lange Reihe von Menschen, die in den vergangen Jahren zu Unrecht der „Blasphemie“ angeklagt wurden. Die Instrumentalisierung dieses Gesetzes, auf das oft zurückgegriffen wird, wenn es um politische oder wirtschaftliche Streitigkeiten geht, betrifft vor allem religiöse Minderheiten (Christen, Ahmadi, Hindu) aber auch Muslime. Einige Fälle endeten auch mit dem Tod des Angeklagten.
Der als „Blasphemieparagraph“ bekannte Artikel 295/c des pakistanischen Strafrechts soll auf alle angewandt werden, „die durch Schrift, Gesten oder Darstellungen, direkt oder indirekt den heiligen Nahmen des Propheten beleidigen“. Das Strafmaß reicht bis zu lebenslanger Haft.
Zu den letzten Episoden, gehört der fall des jungen Katholiken Samuel Masih, der im August 2003 wegen Blasphemie festgenommen wurde und am 28. Mai dieses Jahres im Krankenhaus starb, nachdem er mit Verletzungen eingeliefert worden war, die ihm im Gefängnis von einem fundamentalistischen muslimischen Aufsichtsbeamten zugefügt worden waren.
Im Juni 2003 wurde nach viereinhalbjähriger Leidenszeit der wegen Blasphemie angeklagte junge protestantische Christ Aslam Masih inhaftiert worden war. Am 4. Juni wurde er mangels Beweisen vom Höchsten Gericht in Lahore freigesprochen. Der junge Mann war seit 1998 in Faisalabad im Gefängnis und war während seiner Haft mehrmals gefoltert und misshandelt worden.
Im April 2003 wurde die Christin Ranhha Masih aus Faisalabad zu lebenslanger Haft und einer Strafe in Höhe von 50.000 Rupie verurteilt, Im selben Monat wurden Saleem und Rasheed Masih, zwei Brüder , ebenfalls Christen, die bereits 1999 wegen Blasphemie festgenommen und in erster Instanz im Mai 2000 verurteilt worden waren, aufgrund eines Urteils des Höchsten Gerichts in Lahore freigelassen.
Im Juni 2002 war Augustine Masih aus Faisalabad wegen schwerer Schändung zum Tode verteilt worden. Im April 2001 wurde Parvez Masih, der in Daska als Rektor eine christliche Schule leitete, verhaftet worden, nach dem der Rektor einer benachbarten muslimischen Schule Anzeige wegen Blasphemie gegen ihn erstattet hatte.
Die Frage wurde auch der Menschenrechtsorganisation der vereinten Nationen in Genf vorgelegt: Die Nichtregierungsorganisationen „Franciscans International“ und „Dominicans for Justice and Peace“ der Franziskaner und Dominikaner forderten in einem gemeinsamen Dokument die Abschaffung des Blasphemie-Paragraphen in Pakistan, die Revision des pakistanischen Strafgesetzes und der Schutz von Leben, Wohlergehen und Würde religiöser Minderheiten.
In Pakistan kommen auf eine Bevölkerung von 155 Millionen Personen 97% Moslems, in der Mehrzahl Sunniten, mit 20% Schiiten. Die Christen betragen 2,5%, darunter ca. 1,2 Millionen Katholiken. (PA) (Fidesdienst, 30/09/2004 - 37 Zeilen, 382 Worte)