AFRIKA/ÄGYPTEN - P. Verdoscia zum Fidesdienst. „Die Spaltungen in der ägyptischen Bevölkerung werden früher oder später überwunden werden müssen“

Montag, 7 März 2011

Kairo (Fidesdienst) – „In Ägypten gibt es verschiedene Probleme, die früher oder später gelöst werden müssen: eines davon sind die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen“, so der seit vielen Jahren in Ägypten tätige Comboni Missionare, P. Luciano Verdoscia zum Fidesdienst in einem Kommentar zum Brand in der koptischen Kirche in Atifh in der Region Helwan, zu dem es nach einem Streit zwischen zwei Familien kam. Grund für den Ausbruch des Streits soll die Beziehung eines jungen Kopten zu einer Muslimin sein. Hunderte Demonstranten forderten gestern auf dem Tahrir-Platz in Kairo den Weideraufbau der Kirche und Gerechtigkeit. Infolge des Klimas der Gewalt haben viele Christen die Flucht ergriffen.
„Beziehungen zwischen Menschen verschiedenen Glaubens sind auf beiden Seiten verboten“, so der Missionar, „Dies ist das Ergebnis einer Kultur, die in den vergangenen 30 Jahren entstanden ist und die zu einer Spaltung zwischen den beiden Glaubensgemeinschaften geführt hat“. „Es gibt unter der Bevölkerung auf beiden Seiten viel Misstrauen und zum Teil auch Hass. Es gibt Muslime di so weit gehen, dass sie denken in katholischen Kirchen und Klöstern seien Waffen versteckt. Es sind absurde Gerüchte im Umlauf, die oft zu einer absoluten Wahrheit werden. Dies zeigt, wie weit die Spaltung zwischen den beiden Glaubensgemeinschaften geht, die sich in den vergangenen 30 Jahren entwickelt hat.“
„Es wird vermutet, dass sich hinter solchen Episoden auch Extremisten verbergen könnten“, so P. Luciano, „Ich glaube hingegen, dass Ursache dafür diese weit verbreitete Mentalität ist, die natürlich auch durch einen zunehmend radikalisierten Islam gefördert wird, der oft in einer Situation wachsender Armut die einzige Antwort ist.“
P. Luciano ist trotzdem zuversichtlich denn, „mit diesen Probleme wird man sich in nächster Zukunft befassen müssen. Derzeit versucht man eine Krise zwischen den verschiedenen Komponenten der Gesellschaft zu vermeiden denn die neuen politischen Kräfte sehen sich derzeit noch mit dem alten Regime konfrontiert. Deshalb möchte in dieser Phase eine weitere Krise vermeiden. Doch die Spaltungen existieren und man wird sie überwinden müssen. Es wird Zeit brauchen, bis sich die Mentalität ändert, doch wir hoffen, dass der Nahe Osten sich auf dem Weg zu mehr Demokratie und Toleranz befindet.“
„Wie aus Berichten der einheimischen Presse hervorgeht scheint es konkrete Beweise für die Beteiligung der Geheimpolizei am Attentat in Alexandria zu geben“, so P. Luciano abschließend zu den jüngsten Entwicklungen in Ägypten, „Bei einem Überfall auf die Büros des Geheimdienstes sollen Demonstranten entsprechende Dokumente gefunden haben, in denen von Unterdrückung und Folter die Rede ist. Außerdem wurden Dossiers über angebliche Gegner des Regimes gefunden. Dies sollten wir aufmerksam weiterverfolgen“. (LM) (Fidesdienst, 07/03/2011)


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