AFRIKA/ÄGYTEN - Bischof von Assiut zum Fidesdienst: „Der Mord an dem koptisch-orthodoxen Priester steht in Verbindung mit einer zwei Jahre zurückliegenden Episode“

Donnerstag, 24 Februar 2011

Assiut (Fidesdienst) – „Es scheint als ob der Mord sich auf eine Episode zurückführen lässt, zu der es vor zwei Jahren kam, als ein koptisch-orthodoxer Christ den Islam beleidigte und damit Unmut unter den Muslime hervorgerufen hatte. Dieser Mann behauptete, dass sein Gemeindepfarrer, nämlich Pfarrer Daoud Boutros, ihn zu der Tat angestiftet hatte. Seither kam es immer wieder zu Spannungen zwischen der koptischen und der muslimischen Glaubensgemeinschaft“, so der koptisch-orthodoxe Bischof Kyrillos William von Assiut (Lycopolis, Oberägypten), wo in dem Dorf Shotb der koptisch-orthodoxe Priester Daoud Boutros ermordet wurde.
„Der Pfarrer wurde mit 22 Messerstichen getötet und geköpft. Die Leiche wurde drei Tage nach dem Mord aufgefunden, nachdem die Tochter, die in Hourgada lebt, den Vater telefonisch nicht erreichen konnte und einen Verwandten bat, zu dessen Wohnung zu gehen. Die Nachbarn berichteten, sie hätten Stimmen von vier Personen gehört, die islamische Slogans riefen“, so Bischof William. „Die Zeitungen brachten den Mord in ihren Berichten in Verbindung mit der zwei Jahre zurückliegenden Episode. Die Mörder nahmen auch den Inhalt des Safes aus der Wohnung mit. Zuvor waren auf einer islamischen Homepage Drohungen gegen den Pfarrer veröffentlicht worden, in denen man ihm vorwarf, er versuchen muslimische Gläubige abzuwerben.“
„Ich habe neun Priester und Ordensleute zur der Familie und zur Gemeinde des ermordeten Pfarrers geschickt, die mein Beileid übermitteln sollen“, so der Bischof von Assiut. Sie berichteten mir, dass es auch bei der Beisetzungsfeier zu Spannungen kam. Jugendliche versuchten den Gouverneur anzugreifen, als dieser sein Beileid aussprechen wollte. Der Gouverneur ist angesehener Mann, der sich stets um gute Beziehungen zu den Christen bemüht. Auch ein muslimischer Teilnehmer der Beerdigung soll angegriffen worden sein. Ich habe gehört, dass es unter den Christen Gläubige gibt, die zu Protesten im Zusammenhang mit der Abschaffung des Artikels 2 der Verfassung aufrufen wollen. Die Situation ist also ziemlich angespannt. Wir hoffen, dass die Menschen in allen Gemeinden weise sind und sich für den Frieden einsetzen“, so Bischof William.
Der Artikel 2 der ägyptischen Verfassung legt fest, dass die islamischen Gesetze der Scharia Grundlage der Gesetzgebung des Landes sind. Nach den Aufständen und dem Rücktritt von Staatspräsident Mubarak gibt es im Land eine öffentliche Debatte im Zusammenhang mit der geplanten Verfassungsreform (vgl. Fidesdienst vom 19/02/2011). „Zum Artikel 2 der Verfassung sagen sowohl Papst Shenouda III. als auch die katholischen Bischöfe des Landes, dass der Moment nicht geeignet ist, um eine Abschaffung zu fordern“, so Bischof William. „In der vergangenen Woche tagten die katholischen Bischöfe in Kairo und brachten einstimmig zum Ausdruck, dass man eine Abschaffung des Artikels 2 nicht fordern wird, da dies das Empfinden der Muslime verletzten könnte. Zu einem späteren Zeitpunkt wird man um Garantien für nichtchristliche Gemeinden bitten“, so der Bischof abschließen. (LM) (Fidesdienst, 24/02/2011)


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