ASIEN/PAKISTAN - Neues Blasphemie-Urteil: Christin im Gefängnis

Dienstag, 22 Februar 2011

Faisalabad (Fidesdienst) – Die pakistanische Christin Anges Nuggo wurde im Zusammenhang mit einer Anklage auf der Grundlage des Blasphemieparagraphen in der Diözese Faisalabad in der pakistanischen Provinz Punjab festgenommen. Dies teilt die Ortskirche dem Fidesdienst mit, die sich im Zusammenhang mit dem Fall „sehr besorgt“ äußert.
Wie die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Diözese Faisalabad dem Fidesdienst mitteilt, ist Agnes etwa 50 Jahre alt und mit Bashir Masih verheiratet. Die Familie lebt mit mehreren Kindern im christlichen Stadtviertel Waris Pura. Die Frau wurde nach einem Streit um ein Grundstück angeklagt. Muslimische Nachbarn hatten sie beschuldigt, sie habe in diesem Zusammenhang Dinge gesagt, die den Propheten Mohammed und den Islam beleidigen. Am 16. Februar registrierte das örtliche Polizeikommissariat den so genannten First Information Report (FIR) auf der Grundlage des Artikels 295/1 des pakistanischen Strafrechts und nahm die Frau fest. Agnes bekräftigte die eigene Unschuld und erklärte dabei, dass die Anschuldigungen frei erfunden seien.
P. Nisar Barkat, Leiter der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Faisalabad, betont im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Bischof Joseph Coutts hat von dem Fall erfahren und mich beauftragt, mich eingehend damit zu befassen“. P. Nisar beantragte unterdessen beim zuständigen Gericht eine Kopie der Anzeige gegen Agnes, die in zwei Wochen erstmals vor einem Gericht aussagen wird. Die Diözese wird ihr einen Anwalt zur Verfügung stellen und sich um ihre Familie kümmern.
Wie Schwestern berichten, die Agnes persönlich kennen, ist der Fall „sehr kompliziert“: „Die Frau wurde in eine Falle gelockt. Man wollte sich an ihr rächen, denn Agnes hatte in der Vergangenheit gegen Bezahlung vor Gericht ausgesagt“.
Der Dominikanerpater Pascal Paulus, der als Pfarrer im Stadtteil Waris Pura tätig ist betont gegenüber dem Fidesdiesnt, dass „die Situation für Christen kritisch ist. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Radikalislamische Gruppen versuchen solche Fälle auszunutzen, um christliche Minderheiten anzugreifen. Immer wieder kommt es unter einem Vorwand zu Aggressionen. Dies geschah auch in der Vergangenheit.“
Haroon Barket Masih von der „Masihi Foundation“, die sich um den Fall Asia Bibi kümmert, erklärt im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Diese Frau ist eine neue Asia Bibi. Der Fall von Agnes Nuggu ist einer von vielen Fällen der Verfolgung, zu denen es immer wieder kommt. Die meisten Episoden dieser Art bleiben unbekannt, weil niemand darüber berichtet. Nur wenn sich die Angehörigen der Opfer an die Kirche oder an Nichtregierungsorganisationen wenden, kommt die Ungerechtigkeit ans Tageslicht. Oft schweigen die Familien aus Angst vor Gegenreaktionen. Die Institutionen sind abwesend: was können Christen in einer solchen Situation tun?“.
Rosmary Noel, die Vorsitzende der „Pakistan Catholic Woman Oragnization betont im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Als Christin und Frau in Pakistan zu leben ist eine zweifache Herausforderung. Bereits die Tatsache, dass man eine Frau ist führt an sich schon zu Diskriminierungen, Gewalt und Unterdrückung. Frauen haben nur schwer Zugang zum Bildungswesen und zur Arbeitswelt. Christinnen werden zweifach diskriminiert. Sie werden von Muslimen als Objekte betrachtet und erfahren jede Art von Missbrauch und Unterdrückung, ohne das irgendjemand etwas dagegen unternimmt“.
Wie die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Pakistanischen Bischofskonferenz mitteilt, wurden mit Agnes in der Zeit von 1987 bis 2010 insgesamt 16 christliche Frauen angeklagt und inhaftiert (hinzu kommen zahlreiche muslimische Frauen und eine Hinduistin). Doch viele Fälle erscheinen nicht in den Statistiken, da es keine offizielle Anklage gibt. (PA) (Fidesdienst, 22/02/2011)


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