AFRIKA/ÄGYPTEN - Missionar zum Fidesdienst: „Die Opposition könnten mit Suleiman verhandeln, sollte dieser das Amt des Interims-Präsidenten übernehmen“

Freitag, 4 Februar 2011

Kairo (Fidesdienst) – „Das Land wartet darauf, was nach dem Freitagsgebet geschehen wird“, so der seit vielen Jahren in Kairo tätige italienischen Comboni Missionar P. Luciano Verdoscia zum Fidesdienst. „Alle wünschen sich den Rücktritt von Präsident Mubrak. Alle sind sich einig: wenn Omar Suleiman die Interims-Regierung übernimmt, dann würde die Opposition sich mit ihm an einen Verhandlungstisch setzen und Wahlen für den September dieses Jahres vorbereiten. Wie aus Gesprächen hervorgeht, die ich mit Ägyptern geführt haben, wird Suleiman, obschon der Chef des Geheimdienstes war von allen geschätzt, weil man der Ansicht ist, dass er nicht korrupt ist und ihm deshalb ein Engagement für eine Überganszeit zum Wohl des Landes zutraut“, so der Missionar.
Was die Ausdehnung der Protestbewegung auf andere Regionen und neben den großen Städten, wie Kairo und Alexandria anbelangt, sagt P. Luciano: „Die Proteste konzentrieren sich auf die großen Städte, doch aus Berichten habe ich erfahren, dass die Situation in den Dörfern und Vierteln am Stadtrand relativ ruhig ist. In Kairo, wo insgesamt 20 Millionen Menschen leben, demonstrieren alle, die an den Kundgebungen teilnehmen wollen, im Stadtzentrum“.
„Im Viertel, in dem ich Kinder und Jugendliche betreue, ist die Situation ebenfalls ruhig“, so der Missionar weiter; „Die Menschen gehen aus dem Haus, die Märkte sind geöffnet obschon man sich vor eine Zuspitzung der Lage und kriminellen Episoden fürchtet, die in den vergangenen zugenommen haben. Die Menschen vermuten, dass sich hinter diesen Kriminaltaten die Polizei verbirgt, oder Verbrecher, Eibe und Kriminelle, die aus den Gefängnissen ausgebrochen sind und das Chaos und die derzeitige Situation nutzen. In den Stadtrandvierteln haben sich Jugendgruppen zusammengeschlossen, die für Sicherheit sorgen und Verdächtige stellen“.
„Es wird auch gesagt, dass sich hinter einigen Brandanschlägen Moslembrüder verbergen“, sagt P. Luciano, „doch dafür gibt es keine Beweise. Ich habe nur festgestellt, dass in Giza Brandanschläge auf das Kino und das Kabaret verübt wurden, die von den Moslembrüdern als „sündig“ betrachtet werden. Doch hierzu haben viele Muslime auch bereits betont, dass man kein Land wolle, in dem die Logik des Verbotenen und des Erlaubten herrscht“. (LM) (Fidesdienst, 04/02/2011)


Teilen: