ASIEN/PAKISTAN - Terrorgruppen fordern: „Minister Bhatti muss eliminiert werden“

Samstag, 4 Dezember 2010

Islamabad (Fidesdienst) – Die islamische Terrororganisation „Lashkar-e-Toiba“ und andere Taleban-Gruppen sprachen eine so genannte „Fatwa“, ein islamisches Rechtsgutachten, gegen den katholischen Minderheitenminister Shabhaz Bhatti aus. Wie Beobachter dem Fidesdienst berichten, wurde der Minister damit zur Zielscheibe militanter Muslime, die ihn eliminieren wollen, weil er sich „zum Komplizen der Blasphemie“ macht. Grundlage des Rechtsgutachtens ist das Engagement des Ministers für eine Revision des Blasphemie-Paragraphen.
Der Minister hatte bereits im Vorfeld Drohungen erhalten: die radikale Organisation „Majkus Ahrar-e-Islam“ hatte ihn dazu aufgefordert „den Mund zu halten und nicht länger Kritik am Blasphemieparagraphen zu üben“. Vor Monaten hatte der Religionsführer Ahmend Mian Hammadi ihn der Blasphemie beschuldigt und ihm mit „Enthauptung“ gedroht. Die Position des Ministers im Fall Asia Bibi und sein konkretes Bemühen um eine Revision des umstrittenen Gesetzes hatten in einem wachsenden Klima der Intoleranz zum jüngsten Rechtsgutachten terroristischer Gruppen aus dem Umfeld der Taleban geführt.
Mehdi Hasan, Vorsitzender der „Kommission für Menschenrechte in Pakistan“ sagt in einem Kommentar für den Fidesdienst: „Wir verurteilen diese unverantwortlichen Rechtsgutachten extremistischer Gruppen und sind solidarisch mit Minister Bhatti. Wir befinden uns in einer Situation der zunehmenden Polarisierung und Intoleranz. Doch es gibt auch politische Parteien, die diese Lage ausnutzen und militante islamische Gruppen unterstützen. Es ist Aufgabe der Regierung, die Terroristen zu stoppen, doch auch die Regierung steht unter Druck.“
„In der pakistanischen Gesellschaft nehmen die Spannungen zu. Fundamentalistische Gruppen üben zunehmend Druck aus und Kundgebungen häufen sich. Wir machen uns Sorge im Hinblick auf mögliche Gewalt gegen christliche Führungspersönlichkeiten und Kultstätten“, so ein Beobachter aus der christlichen Glaubensgemeinschaft.
Unterdessen riefen radikale islamische Gruppen am 3. Dezember in Quetta und Lahore zu Protestkundgebungen auf, bei denen sie „Respekt für den Propheten“ forderten. Der islamische Geistliche Mullah Yousaf Qureshi, der in der Moschee Masjid Mohabaat Khan in Peshwar tätig ist, setzte eine Prämie in Höhe von 500.000 Rupie auf den Kopf von Asia Bibi aus und forderte die Regierung auf, von einer Änderung des Blasphemie-Paragraphen abzusehen. Am 5. Dezember findet in Islamabad eine Kundgebung statt, mit der politische Institutionen unter Druck gesetzt werden: am 6. Dezember soll das Hohe Gericht in Lahore über eine Petition entscheiden, die den Präsidenten daran hindern soll eine Begnadigung auszusprechen, und das Datum für die erste Anhörung im Berufungsprozess gegen Asia Bibi bekannt geben.
Indes werden die Mitglieder für eine Kommission ausgewählt, die sich im Auftrag von Präsident Zardari und unter Leitung des Minderheitenministers Bhatti, mit möglichen Änderungsvorschlägen für den Blasphemie-Paragraphen befassen soll. Der Kommission sollen Politiker, Wissenschaftler, islamische Religionsvertreter angehören die einen Revisionsentwurf formulieren sollen, der insbesondere einem Missbrauch des Gesetzes vorbeugen soll. (PA) (Fidesdienst, 04/12/2010)


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