AMERIKA/BOLIVIEN - Besorgnis der Bischöfe: eine reine formelle Demokratie ohne jegliche Werte

Freitag, 12 November 2010

Cochabamba ( Fidesdienst) – Die katholische Kirche brachte ihre Besorgnis über das Entstehen in Bolivien einer „rein formellen Demokratie, ohne jegliche Werte und ethische Prinzipien“ zum Ausdruck. Grund dafür sind die negativen Anzeichen, die in dem Prozess der Errichtung eines neuen Staates sichtbar werden: keinerlei Dialog, Ausgrenzung und Verletzung der Grundrechte.
Diese Überlegung wurde in Cochambamba anlässlich der Eröffnungsfeier der 90. ordentlichen Versammlung der Bischofskonferenz Boliviens (CEB) in einem Papier bekannt gegeben, das vom Erzbischof von Sucre und Vizepräsidenten der CEB , Mons. Jesùs Pérez, verlesen wurde. Darin kritisierten die Bischöfe die derzeitige Regierung, ohne sie direkt zu nennen, und forderten de Bolivianer auf „den Kurs zu begradigen“, in den das Land eingeschwenkt ist.
„Grund zur Besorgnis – schreiben die Bischöfe – ist die Tatsache, dass der im Gang befindliche Prozess dem Land ein neues Gesicht zu geben, in einem Klima der Konfusion vor sich geht: es fehlt an einer klaren und transparenten Darlegung der Ziele, hinter denen sich zuweilen andere Absichten zu verbergen scheinen; es fehlt an einem echten Dialog; die Meinungen der einzelnen Gruppen werden nicht angehört; eine Sprache, die sich an den Kontrasten zwischen den einzelnen Bereichen und Regionen nährt; einzelne Gruppen oder Individuen, die ihre Opposition nicht verhehlen, werden ausgegrenzt, ihre unveräußerlichen Rechte wie Leben und Menschenwürde, persönliche und demokratische Freiheiten werden mit Füßen getreten.“
Am 7. Februar 2009 verkündete Staatspräsident Evo Morales eine neue Verfassung, die der Anfang der Errichtung eines neuen Sozialstaates war. Das neue Modell wurde auf der Grundlage von fünf fundamentalen Gesetzen aufgebaut, die Mitte des Jahres verabschiedet worden waren, sowie von anderen, ergänzenden Gesetzen, die zu Spaltungenim Land geführt hatten. Hierzu sagen die Bischöfe:“ Man kann nicht von einem neuen Bolivien sprechen, wenn wir noch immer die Methoden der Vergangenheit verwenden, die dem Land so viel Schaden zugefügt haben. Wir glauben, dass die Bolivianer , wie in anderen schwierigen Augenblicken des demokratischen Lebens, imstande sind den Kurs umzuschwenken und gemeinsam ein gerechtes, soziales und brüderliches Bolivien aufzubauen. Dies ist möglich, wenn Alle – Regierung und Bürger – und jeder einzeln je nach seinen eigenen Verantwortlichkeiten sich dafür engagieren wieder zu einem Klima des Friedens und der Sachlichkeit zu gelangen: für Aussöhnung und Vergebung arbeiten; die Wahrheit sprechen und üben; aufrichtigen Dialog praktizieren; den Andersdenkenden anhören und achten; einen möglichst breiten Konsens suchen.“ In seinen abschließenden Bemerkungen unterstrich Mons. Jesús Pérez Rodríguez die Richtigkeit vom Konzept der Mission der Kirche in der Welt, „das sich nicht auf die Person in ihrer strikt innerlichen Dimension oder auf die Spiritualität beschränkt, wobei jeglicher Bezug auf die Person in ihrer Gesamtheit- Körper und Geist – abgelehnt wird, sondern in alle Bereiche des Lebens, einschließlich Gesellschaft und Politik, reicht. Jedes menschliche Handeln hat moralische Implikationen, die eine Bewertung und Orientierung der Wahrheit und der christlichen Nächstenliebe verdienen“. Die Versammlung der Bischöfe begann am 11. November mit diesem Beirag und endet am 16. November. (CE) (Fidesdienst 12/11/2010)


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