ASIEN/PAKISTAN - Taleban töten gemäßigten muslimischen Religionsführer

Donnerstag, 7 Oktober 2010

Rawalpindi (Fidesdienst) – „Sein Tod ist ein großer Verlust für den gemäßigten und dialogbereiten Islam in Pakistan. Der interreligiöse Dialog wird darunter leiden; womöglich soll dies eine Warnung für alle Muslime sein, die den strittige Blasphemieparagraphen Ablehnen“; so der Katholik und Leiter des „Christian Study Center“ (CSC) in Rawalpindi, Francis Mehboob Sada im Gespräch mit dem Fidesdienst zum Mord an Farooq Khan. Der bekannte muslimische Religionsvertreter und Vizekanzler der Islamischen Universität Swat in der Region Khyber Pakhtunkhawa wurde am 3. Oktober von zwei Killern in Merdan kaltblütig ermordet, wo er als Psychiater in einer Klinik tätig. Seine Mörder hatten sich als Patienten ausgegeben. Nach ersten Ermittlungen sollen die Killer aus Kreisen talebanischer Gruppen stammen, die in der Region aktiv sind.
„Farooq Khan ist ein weiteres Opfer des islamischen Extremismus“, so Francis Mehboob Sada weiter, „seine Vision eines Islam, der auf den Werten der Person und ihrer Rechte gründet, wird von den Fundamentalisten abgelehnt. Der Mut, mit dem er auch öffentlich zu seinen Ideen stand, hat ihn das Leben gekostet. Er war ein guter Freund des Christian Study Center und nahm an unseren Vortragsreihen und Seminaren stets im Geist des konstruktiven Dialogs teil. Wir waren uns über viele Themen, mit denen sich die Gesellschaft in Pakistan konfrontiert sieht, einig, unter anderem auch was die Abschaffung des Blasphemie-Paragraphen anbelangt. Heute trauern wir mit seinen Angehörigen. Sein Tod ist ein großer Verlust für den Islam in Pakistan und für das ganze Land. Es gibt wenige muslimische Intellektuelle, die sein Erbe antreten und mit so viel Mut für gemäßigte Ideen werden.“
„Er war ein Humanist und liebte die Menschhheit“, so der Leiter des CSC weiter., „deshalb verteidigte er die Würde jedes Menschen. Seine Werte gründeten auf den Prinzipien der Gleichheit, Demokratie, Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit, Rechtsstaatlichkeit, Bildung und Langmut. Als Muslim sah er sich im Rahmen seiner eigenen Vision vom Islam verpflichtet, all diese Prinzipien zu respektieren. Am wichtigsten war für ihn jedoch, und dies wiederholte er immer wieder, die Würde und die Entwicklung des Menschen“. (PA) (Fidesdienst, 07/10/2010)


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