AMERIKA/BOLIVIEN - Appell der Bischöfe zu der im Land weit verbreiteten Gewalt: „Wahre Demokratie gründet nicht auf dem Tod“

Donnerstag, 23 September 2010

La Paz (Fidesdienst) – „Das Leben ist ein heiliges Geschenk Gottes“: so lautet der Titel einer Verlautbarung des Generalsekretärs der Bolivischen Bischofskonferenz und Weihbischofs von La Paz, Bischof Oscar Aparicio zu der im Land weit verbreiteten Gewalt und den jüngsten Episoden der Selbstjustiz. Erst vor eine Woche starben drei Brüder, die in einem Dorf in der Nähe von Cochabamba lebendig begraben worden waren. Gegen sie bestand der Verdacht, den eigenen Nachbarn ermordet zu haben.
„Seit einiger Zeit kommt es immer wieder zu solchen Verbrechen und in den vergangenen Jahren ist ihre Zahl gestiegen, wobei es inzwischen zu brutaler und unmenschlicher Gewalt kommt und die taten mit unhaltbaren Argumenten gerechtfertigt werden“, heißt es in der Verlautbarung. „Was uns Sorge bereitet ist noch mehr die Tatsache, dass die für die Einhaltung der Gesetze und den Schutz der Menschen zuständigen Behörden nicht in der Lage sind, dem vorzubeugen oder angemessene Strafen zu verhängen.“
„Wichtig ist es auch, dass wir uns vor Augen führen“, so die Bischöfe weiter, „dass es sich um ein falsches Verständnis von ‚Gemeinschaftsjustiz“ handelt, was vielleicht auch mit der missverständlichen Formulierung der geltenden Gesetze zusammenhängt.“
„Eine wahre Demokratie gründet nicht auf dem Tod und es müssen Alternativen gefunden werden, Wiedergutmachung bei Menschen zu erwirken, die eine schwere Straftat begangen haben. Doch diese Personen dürfen nicht einfach eliminiert werden: dies ist nicht ethisch, nicht menschlich und vor allem nicht christlich“.
Abschließend appellieren die Bischöfe an die christliche Glaubensgemeinschaft und an die Behörden: „Als katholische Kirche fordern wir alle Bolivier auf, unmenschliche Praktiken endgültig und für immer aus unserem Land zu verbannen, damit die wahren menschlichen und christlichen Werte, die sich aus dem Glauben an den Gott des Lebens und der Liebe ergeben neu entdeckt werden. Wir bitten alle zuständigen Organe, sich darum zu bemühen und dringend notwendige Maßnahmen zu ergreifen, die dieses Übel bannen“.
Bereits im Juni dieses Jahres hatte der Bischof von Oruru auf die Situation hingewiesen und die Gleichgültigkeit der Behörden beklagt (vgl. Fidesdienst vom 15. Juni 2010). Bischof Bialasik hatte darauf hingewiesen, dass „es nicht möglich ist, dass die Regierung und deren Institutionen solche Handlungen akzeptieren. Deshalb ist eine Prävention dringen notwendig, damit nicht noch mehr bolivianische Familien Tränen vergießen müssen. (CE) (Fidesdienst, 23/09/2010)


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