ASIEN/PAKISTAN - Schakale und Räuber bei den Opfern der Flutkatastrophe

Mittwoch, 18 August 2010

Lahore (Fidesdienst) – Über die Opfer der schlimmsten menschlichen Tragödie der letzten 80 Jahre fallen die Schakale her: Banditen und Menschenhändler haben bei den verheerenden Überschwemmungen in Pakistan guten Nährboden für dunkle und kriminelle Machenschaften gefunden: so der bei Fidesdienst eingegangene Warnruf der humanitären Hilfsorganisationen, die in Pakistan zum Wohl der Flüchtlinge arbeiten. Während man von 20 Millionen Flüchtlingen ausgeht, darunter mindestens 4 Millionen Kinder, versuchen die Netze der Kriminalität ihren Vorteil aus dem aktuellen sozialen Drama zu ziehen und den Menschenhandel zu verstärken: Quellen von Fides merken an, dass es in der Situation der Desorientierung und des Chaos, unter ständigen und ungeordneten Flüchtlingsströmen, unter Menschen ohne Ziel und Familien im Kampf ums Überleben ein Leichtes für die Menschenhändler ist, Frauen und Kinder zu entführen. Das Phänomen wächst stark an, vor allem in der Region des Sindh – so eine Mitteilung der Asian Human Rights Commission an Fides – die zu einem „ ´hub´ für die Menschenhändler“ geworden ist. Die Kriminellen nutzen diese Tage aus, in denen die Infrastrukturen für die Aufnahme der Flüchtlinge mangelhaft sind und die militärischen und zivilen Kräfte im Einsatz sind, um die Auswirkungen der Tragödie möglichst gering zu halten. Die bevorzugten Opfer sind junge Frauen und Kinder - man findet sie leichter und kann sie leichter täuschen. Sie werden verkauft und versklavt oder ins Geschäft der sexuellen Ausbeutung eingeführt.
„Dort, wo Naturkatastrophen oder große Krisen sind, die Massen von Flüchtlingen schaffen, ist es leicht, dass die Familien sich verlieren und oft bleiben zahlreiche Kinder ohne Schutz, verloren unter den Flüchtlingen, eine leichte Beute für die Kriminellen“ erklärt Tahmina Rashid, Dozentin für Humanentwicklung in Canberra (Australien) und Expertin für die Lage der Menschenrechte in Pakistan.
Um dieses besorgniserregende Phänomen zu bekämpfen richten einige NROs wie „World Vision“, die schon im Sektor der humanitären Hilfe tätig sind, spezielle Zentren ein für die Aufnahme von Frauen und Kindern, die verwaist sind oder den Kontakt zu ihren Herkunftsfamilien verloren haben und bemühen sich im letzteren Fall um die erneute Zusammenführung der Familie.
Die Zentren identifizieren die nicht begleiteten Kinder und suchen die Familien, denen sie angehören. Neben den Menschenhändlern sind auch Banden von Plünderern aktiv: örtliche Quellen von Fides berichten, dass viele der Vertriebenen auf alle möglichen Weisen versuchen, in ihre Häuser zurückzukehren, um ihr Eigentum vor den Räubern zu verteidigen.
Die Familien der Flüchtlinge, vor allem Bauern, waren gezwungen, ihre Häuser, Felder, Vieh, Eigentum, Nahrungsmittelvorräte und all das, was zum Überleben nötig ist, zu verlassen.
Das pakistanische Heer hat mitgeteilt, dass mindestens 20 Personen festgenommen wurden, die sofort nach Ende der Überschwemmung versucht haben, die verwüsteten Gebiete – vor allem das zentrale Gebiet des Sindh - auszurauben.
Berichte von Raub und Plünderungen zirkulieren heftig unter den Flüchtlingen, die notdürftig in den Flüchtlingslagern untergebracht sind und rufen Besorgnis und Angst hervor, was die Spannung weiterhin wachsen lässt, die ohnehin schon sehr groß ist, da die Hilfsgüter bislang nicht ausreichend sind, um die Bedürfnisse zu decken und nur einen kleinen Teil der Flüchtlinge erreichen. Die Experten kündigen darüber hinaus eine mögliche Cholera-Epidemie an, die die Situation weiter verschärfen könnte.
(PA) (Fidesdienst 18/8/2010)


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