AFRIKA/LIBERIA - HOFFNUNG AUF FRIEDEN ZUNICHTE GEMACHT: SCHÜSSE IN MONROVIA, WÄHREND STAATSPRÄSIDENT TAYLOR SICH AUF DIE ENTSCHEIDENDE SCHLACHT VORBEREITET

Dienstag, 24 Juni 2003

Monrovia (Fidesdienst) – Schwere Bombenangriffe weckten nach Angaben von Augenzeugen, die anonym bleiben möchten, die liberianische Hauptstadt Monrovia am Morgen des 24. Juni um 5.30 Uhr. Seit Tagen belagern die Rebellen der LURD die gesamte Umgebung von Monrovia. „Die Lebensmittel- und Medikamentenvorräte gehen zu Ende“, so die Beobachter, „wer kann, verlässt die Stadt. Alle sind auf das Schlimmste gefasst. Unterdessen lässt Staatspräsident Taylor seine Hochburg Banda mit Waffen, Lebensmitteln und Treibstoff versorgen. Dies lässt vermuten, dass er sich auf die entscheidende Schlacht gegen die feindlichen Einheiten vorbereitet“.
Die Hoffnung auf Frieden dauerte nur wenige Tage, nachdem sich am vergangenen 17. Juni die liberianischen Regierung und die Vertreter der Rebellen auf Friedensvereinbarungen verständigt hatten (vgl. Fidesdienst, 18. Juni 2003). Die Vereinbarungen hatten die Unterzeichung von definitiven Friedensverträgen innerhalb 30 Tagen vorgesehen. Staatspräsident Taylor sollte nach Unterzeichnung der Friedensverträge von seinem Amt zurücktreten.
„Hier in Liberia macht sich niemand mehr Illusionen über mögliche Friedensverträge“, so die Augenzeugen. „Taylor hat zu viele Interessen und wird die Macht nicht ohne Gegenleistung abgeben. Außerdem kann er angesichts des internationalen Haftbefehls gegen ihn das Land gar nicht verlassen. Es war seit langem bekannt, das Taylor sich früher oder später vor Gericht verantworten musste, doch viele hofften, dass dies nach einer Übergangszeit geschehen würde. Doch nun hat das Internationale Gericht für Kriegsverbrechen in Sierra Leone bereits im vergangenen Monat einen Haftbefehl gegen Taylor erlassen. Er soll sich für die Unterstützung der Rebellen in Sierra Leone verantworten. Darauf folgte das Einfrieren der Auslandskonten des liberianischen Präsidenten. Es scheint als ob die internationale Staatengemeinschaft die feste Absicht hegte, sich Taylors zu entledigen. Jahrelang waren seine verbrecherischen Handlungen toleriert worden: er hatte die Guerillakämpfer in Sierra Leone und Guinea unterstützt, illegale Geschäfte mit Waffen, Diamanten und Drogen betrieben, die Wälder seines Landes skrupellos abholzen lassen. Doch nach dem 11. September haben sich die Dinge geändert. Insbesondere die Vereinigten Staaten können die Verbindungen Taylors zu Elementen des islamischen Terrors nicht länger tolerieren. Außerdem gehen die Ressourcen des Landes, wie zum Beispiel die Edelhölzer wirklich langsam zu Ende. Große Handelsunternehmen, die das Land mit der Komplizenschaft Taylors ausgebeutet haben, haben das Land verlassen und damit Taylor und sein Land seinem Schicksal ausgeliefert.“
„Es sind die Nachbarländer“, so die Beobachter gegenüber dem Fidesdienst, „die die Rebellengruppen in Liberia unterstützen… Neben der LURD entstand in jüngster Zeit auch eine weitere Bewegung namens MODEL. Keiner gibt sich jedoch der Illusion hin, dass die Rebellen tatsächlich für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen: sie haben in der Umgebung von Monrovia unzählige Dörfer einfach geplündert. Diese Machtspiele gehen vor allem zu Lasten der Zivilbevölkerung.“
(LM) (Fidesdienst, 24/6/2003 – 40 Zeilen, 441 Worte)


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