ASIEN/SRI LANKA - Singhalesen und Tamilen: der Weg zur Aussöhnung ist lang und schwierig

Dienstag, 27 April 2010

Colombo (Fidesdienst) – „Bei den letzten Wahlen, die von vielen als ein Wendepunkt für das Land betrachtet wurde, nachdem ein 30jähriger Krieg zu Ende ging, haben unmissverständlich eine Spaltung des Landes in ethnische Gruppen unter Beweis gestellt. Ein Prozess der Aussöhnung ist deshalb dringend notwendig, wobei wir auf eine Wiederherstellung des gegenseitigen Vertrauens unter Singhalesen und Tamilen abzielen müssen“, so der Generalassistent der Oblaten von der Makellosen Jungfrau Maria (OMI) in Sri Lanka, P. Oswald Firth, zum Fidesdienst.
Die Situation ist bekannt: in Sri Lanka leben 14 Millionen Singhalesen und 4 Millionen Tamilen, die vor allem in den Regionen im Norden und Osten des Landes wohnen. Während der Jahre des Krieges zwischen den regulären Streitkräften und tamilischen Rebellen scheiterten zahlreiche Versuche der Aussöhnung gemäßigter und gewaltloser Führungskräfte scheiterten. Nach Beendigung des Krieges „konnten die Präsidentschaftswahlen keine Antwort oder Lösung auf die legitimen Forderungen der Tamilen geben“, so der Missionar. „Die Botschaft der Wähler an die Politik lautet vielmehr: es handelte sich um einen Krieg ohne Zeugen“, der mit abscheulichen Grausamkeiten verbunden war. „Im Frühjahr 2009“, so P. Oswald, „wurden über 350.000 unschuldige Zivilisten in einer ‚no war zone’ zusammengepfercht, wo mindestens 20.000 Menschen an den Folgen der Erschöpfung starben. Alle, die versucht haben, die Zone zu verlassen, wurden behandelt wie Gefangene und in Flüchtlingscamps untergebracht und dort bewacht bis der Krieg 2009 beendet wurde. In den Camps wurden die Menschen nicht einmal ärztlich versorgt. Die Erinnerung an diese unmenschliche Behandlung ist unter den tamilischen Bürgern noch sehr lebendig“.
Aus diesem Grund, so der Missionar „wird der Weg zu Aussöhnung lang und schwierig sein. Es müssen tiefe Wunden geheilt werden. Und sollte dies gelingen, dann wird es nur mit einer großen Anstrengung beider Volksstämme geschehen. Zudem hat die Politik im Vorfeld der Wahl die Spaltungen ausgenutzt und weiter geschürt.“
Die katholische Kirche des Landes versuchte durch gemischte Gruppen, denen singhalesische und tamilische Ordensschwestern angehörten, in den Aufnahmecamps „Präsenz und Dienst“ anzubieten und tamilischen Flüchtlingsfamilien zu helfen. Die Oblaten, die seit 150 Jahren in Sri Lanka tätig sind, „werden sich weiterhin um das Entstehen von Verbindungen und Brücken bemühen, die durch den Krieg zerstört wurden und dabei den Dialog und das harmonische Zusammenleben zwischen den beiden Volksstämmen begünstigen“, so P. Oswald abschließend. (PA) (Fidesdienst, 27/04/2010)


Teilen: