ASIEN/IRAK - Christen im Vorfeld der Wahl: zwischen Angst und Hoffnung

Mittwoch, 3 März 2010

Mossul (Fidesdienst) – Ein Flugblatt hängte in den vergangenen Tagen an den Haustüren verschiedener christlicher Familien in Mossul: „Geht nicht zur Wahl und wählt keine Christen oder ihr werdet sterben“, stand darauf. Wie Beobachter dem Fidesdienst berichten leben Christen im Irak im Vorfeld der Wahlen vom 7. März. einem Klima der Angst und der Spannungen. Infolge der Gewalt der vergangenen Tage sahen sich 870 christliche Familien gezwungen Mossul zu verlassen „und es werden in den kommenden Tagen vor der Wahl weitere folgen, die vielleicht nach der Wahl wieder zurückkehren, wenn sich die Lage wieder beruhigt hat“, so der Beobachter.
Die Gläubigen sind jedoch gesonnen, an der Wahl teilzunehmen und hoffen, dass sie mit ihrer Stimmabgabe zum Aufbau eines besseren Landes beitragen können, in dem Stabilität, Frieden und Freiheit herrschen. Wie der Fidesdienst im Gespräch mit irakischen Christen erfährt, haben diese trotz der gegenwärtigen Schwierigkeiten die feste Absicht, im Irak zu bleiben und sich dort auch künftig für das Wohl des Landes zu engagieren.
Das direkte Politische Engagement steht dabei im Mittelpunkt: von den rund 6.200 Kandidaten, die sich auf 306 Listen für die 325 Sitze im Parlament bewerben sind 48 Christen. Diese Kandidaten bewerben sich um die fünf Abgeordnetensitze, die die geltende Verfassung den Vertretern christlicher Minderheiten vorbehält.
Mit der „Zweistrom-Liste“ bewerben sich 10 christliche Kandidaten; der „Rat des assyrisch-chaldäisch-syrischen Volkes“ bewirbt sich mit 9 Kandidaten; der „Chaldäische Rat“ kandidiert mit 8 Bewerbern; die „Nationale Ur-Liste“ stellt 9 Kandidaten auf; das „Demokratische Ishtar-Bündnis“ bewirbt sich mit 10 Kandidaten. Außerdem bewerben sich zwei unabhängige Kandidaten mit eigenen Listen. Neben diesen 48 Kandidaten bewerben sich drei weitere Christen auf der Liste der Partei des Premierministers Al-Maliki.
Das politische Engagement und die Volksvertretung werden dabei auch als Schlüsselelement für die Durchsetzung der Rechte christlicher Minderheiten im Irak betrachtet: deshalb rufen sowohl Politiker als auch Religionsvertreter die Gläubigen auch, trotz Angst und Bedenken zur Wahlbeteiligung auf. „Die Stimmabgabe ist eine Pflicht und ein Beweis dafür, dass das Blut der Christen nicht umsonst vergossen wurde“, so der Beobachter. „Wenn sich die christlichen Minderheiten mehrheitlich der Stimme enthalten, dann laufen wir Gefahr, dass die Rechte der Christen in der Politik nicht anerkannt werden und dass die christliche Präsenz weiterhin von radikalen und sektiererischen Gruppen an den Rand gedrängt wird. Wenn die Gläubigen ihre Stimme nicht abgeben, dann haben die Kriminellen ihre Ziel erreicht“, so der christliche Abgeordnete und Sekretär der „Assyrischen Demokratischen Bewegung“, Younadam Kanna, der als Kandidat der „Zweistrom-Liste“ an der Wahl teilnimmt.
Im Irak leben heute rund 600.000 Christen. Vor 2003 gab es über 1,2 Millionen Christen im Irak von denen sich viele infolge sich wiederholender Wellen der Gewalt gezwungen sahen, das Land zu verlassen. (PA) (Fidesdienst, 03/03/2010)


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