ASIEN/SRI LANKA - „Versöhnung und Entwicklung: dies sollten die Prioritäten des neuen Präsidenten sein“, so der Erzbischof von Colombo zum Fidesdienst

Freitag, 22 Januar 2010

Colombo (Fidesdienst) – Der neue Präsident, der aus den Wahlen am 26. Januar als Sieger hervorgehen wird, sollte sich insbesondere zwei Prioritäten widmen: „Die Aussöhnung innerhalb der Gesellschaft und die volkswirtschaftliche Entwicklung des Landes“, so Erzbischof Malcolm Ranjith von Colombo im Gespräch mit dem Fidesdienst in einem Kommentar zum bevorstehenden Wahltermin, bei dem 14 Millionen wahlberechtigte Bürger zu den Urnen gerufen sind.
Im Vorfeld der Präsidentschaftswahl gab es mehrere Episoden der Gewalt, die die Öffentlichkeit aufschreckten und zu einer gewissen Spannung zwischen den beiden Fronten führten, die um die Macht konkurrieren. Am 22. Januar wurde ein Anschlag auf die Wohnung des reichen Unternehmers Tiran Alles verübt, der den Kandidaten des Oppositionsbündnisses, General Sarath Fonseka unterstützt, dem die United National Party und die Janatha Vimukthi Peramuna angehören. Der General, der die Einheiten der staatlichen Armee erfolgreich im Kampf gegen die Rebellen der „Liberation Tiger of Tamil Eelam“ anführte, nutzt nun sein große Popularität nach dem militärischen Erfolg.
Die scheidende Staatspräsidentin Mahinda Rajapaksa von der „United People’s Freedom Alliance“ kann stolz auf die eigene Krisenpolitik zurückblicken. Sie hatte es abgelehnt, mit den Rebellen Kompromisse einzugehen und dabei dem Militär freie Hand im Kampf gegen die Rebellen gegeben, die Teile des Landes seit Jahrzehnten in Schach hielten.
„Es stehen sich zwei starke Kandidaten gegenüber, die beide sehr beliebt sind. Beide auf die eigenen Verdienste bei der Überwindung des Konflikts zurückblicken. Spannungen und Gewalt im Vorfeld der Wahlen sind vorhersehbar“, so Erzbischof Ranjith, nach dessen Ansicht der neue Präsident sich vor allem zwei grundlegenden Zielen widmen sollte: „Die neue Regierung muss dem Land Helfen, die schmerzlichen Erfahrungen des Krieges und der Spaltung zu überwinden. Man muss sich um Einheit, Frieden und Harmonie bemühen und die Unterschiede dabei im rechten Maß aufwerten. Versöhnung und Entwicklung sind mit Sicherheit die beiden größten Herausforderungen, denen, das Land in den kommenden Jahren gegenübersteht.“
Der Erzbischof von Colombo erinnert auch an die Mission der Religionsführer des Landes in Europa im November vergangenen Jahres (vgl. Fidesdienst vom 5. November 2009), in deren Rahmen sie die Länder der Europäischen Union um die Verlängerung des Handelsabkommens mit Sri Lanka gebeten hatten. Das Abkommen wurde tatsächlich um 8 Monate verlängert, so dass „der neue Präsident unter Beweis stellen kann, dass er die Auflagen der EU respektieren wird, was die Achtung der Menschenrechte anbelangt“. „In dieser Phase des Wiederaufbaus und des Neuanfangs“, so Erzbischof Ranjith, „braucht das Land die Unterstützung und die Begleitung der internationalen Staatengemeinschaft. Man darf Sri Lanka nicht sich selbst überlassen.“
Schwierig ist auch die Frage der tamilischen Flüchtlinge, nachdem die Regierung die Genehmigung erteilt hat, die Aufnahmelager zu verlassen, in denen sie sich monatelang aufgehalten hatten. „Vor allem muss man diese Menschen schützen und eine Räumung der Minen veranlassen. Oft finden sie in ihren Heimatdörfern nur noch Trümmer vor. Deshalb brauchen sie auch konkrete Hilfe und psychologische Unterstützung bei der Rückkehr zu einem normalen Leben“, so der Erzbischof.
In der gegenwärtigen Phase „bemüht sich die Kirche vor allem um die Verständigung zwischen Singhalesen und Tamilen. Dabei unterstützen wir eine Dezentralisierung der Macht, damit sich auch die Tamilen als lebendigen Teil der Gesellschaft betrachten können. Zudem sind wir im sozialen Bereicht tätig und wir versuchen engagieren uns zusammen mit anderen Religionsführern um Gerechtigkeit und Frieden. Viele karitativen Einrichtungen der katholischen Kirche helfen derzeit auch den Opfern des Krieges.“ (PA) (Fidesdienst, 22/01/2010)


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